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gereizet oder den ersten Streich versezet habe; Es ist klar, daß Wood beides gethan, und darum will ich auch unterthänig gebeten haben, daß man ihn zuerst aufhänge und seinen Quark in die See schmeisse; und denn ist der Tuchhändler bereit, das Recht auch über sich ergehen zulassen. Es ist nothwendig, daß Aergernisse kommen, aber wehe demselben Menschen durch welchen das Aergerniß kömmt.[WS 1] Hätte Wood seine Hände gehalten, so würde gewiß auch jedermann das Maul gehalten haben, und so würde es keiner Schriften, keiner geschwornen Gerichte, noch Proclamationen über diese Sache bedürft haben. Die Reizung muß gewiß sehr stark gewesen seyn, da sie vermögend war, einen unbekannten, fühllosen Tuchhändler aufzubringen, ein Autor zuwerden. Man solte beinahe denken, in einem solchen Falle würden selbst die Steine auf der Gasse, aufstehen, und ich will eben nicht gut dafür seyn, daß sie es gegen den Herrn Wood nicht thun werden, dafern er inner ihre Gränzen kommen solte. Die Geschichte von jenem stummen Knaben ist bekannt, dessen Zunge sich mit Gewalt Wege zur Sprache gemachet hat, da er gesehen, daß man seinem Vater den Dolch an die Kähle gesezet; dieses aber mag wol das Wunder verringern, daß ein stiller, und im verborgnen lebender Handelsmann, laut schreyt, wenn seine politische Mutter vor seinen Augen, und von einer so verruchten Hande um Gut und Blut angegriffen wird.

Inzwischen geht Wood, der ein ganzes Königreich zu Grunde richtet, triumphierend umher, (es wäre denn Wahrheit, daß er Schulden wegen im Gefängnis sizt) da hingegen der, welcher sich bemühet hat, die Freiheit seines Vaterlandes zubeschüzen, genöthigt ist, sich verborgen

  1. Matthäus 18, 6–7 Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft werde im Meer, da es am tiefsten ist. Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!
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Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Briefe des Tuchhändlers. [s.n.], Hamburg und Leipzig 1756, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Tuchh%C3%A4ndlerbriefe-Satyrische_und_ernsthafte_Schriften_1-1756.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)