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begründeten archaeologischen Apparat, das Übrige zum Ankauf von Abgüssen verwendet. Im Jahre 1884 wurde die dem Apparat angefügte Abgusssammlung auf Staatsrechnung übernommen und zu diesem Behuf der Jahresetat des Apparats von 300 auf 750 Mark erhöht. 1894 bewilligte der Minister 3000 Mark an Stelle eines nachträglichen Gründungsfonds; daraus konnten einige grössere Abgüsse erworben werden, wie die Gruppe der Tyrannenmörder[1], die Nike von Samothrake[2], die Athenagruppe aus dem pergamener Gigantenfries[3], Michelangelos Sklaven[4]. Auch gingen der Sammlung wertvolle Geschenke von Privaten zu, die Gruppe des Laokoon[5], die kapitolinische Aphrodite[6], die Aphrodite Braschi[7], der vatikanische Meleager[8], die neapeler Gruppe Orest und Pylades[9], der angelehnte Satyr[10], der einschenkende Satyr[11], der kasseler Diadumenoskopf[12], der schöne Frauenkopf aus der fragmentirten Grabstele[13] Lansdowne, die Reliefs vom Marmorthron des Dionysospriesters[14] im athenischen Theater.

Die ersterworbenen Abgüsse fanden in der Universitätsbibliothek vorläufige Unterkunft, bis 1878 der werdenden Sammlung drei Zimmer im Komthurgebäude des Deutschhauses[15] überwiesen wurden. 1885 siedelte sie in das Reithaus über, in das zuletzt vom Landratsamt benutzte Hauptgeschoss, dessen sechs Zimmer schon erlaubten, die Epochen der griechischen Plastik in leidlicher Übersicht vorzuführen. 1895 kamen zwei Zimmer des Erdgeschosses hinzu, und 1902, nachdem die Pacht der Saalbaugesellschaft abgelaufen und die Wohnung des Pedellen aus dem Haupthaus in die bisherige Restauration verlegt war, die fünf übrigen, sodass die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Tyrannenmörder, Statuengruppe aus Athen, die die Mörder des Tyrannen Hippias, Harmodios und Aristogeiton, zeigt
  2. Nike von Samothrake, Statue der Siegesgöttin Nike
  3. Fries des Pergamonaltars
  4. Elemente des Juliusgrabmales von Michelangelo Buonarroti
  5. Gruppe des Laokoon: Laokoon ist ein trojanischer Priester aus der griechischen und römischen Mythologie
  6. Kapitolinische Aphrodite, Statue einer jungen unbekleideten Frau, die in den Kapitolinischen Museen in Rom ausgestellt ist
  7. Aphrodite Braschi, Frauenstatue des Bildhauers Praxiteles
  8. Meleagros ist eine Heldenfigur aus der griechischen Mythologie
  9. Orestes und Pylades sind Figuren der griechischen Mythologie
  10. Römische Kopie des mittleren 1. Jhs. n. Chr. nach einer griechischen Satyrfigur der Zeit um 340–330 v. Chr. (mit modernen Ergänzungen). Der angelehnte Satyr des griechischen Bildhauers Praxiteles gehörte in der römischen Kaiserzeit zu den beliebtesten und am häufigsten kopierten griechischen Kunstwerken. Verweis auf Herkunft im Literaturverzeichnis
  11. Satyr, Mischwesen aus der griechischen Mythologie
  12. Diadumenos ist eine Statue des Bildhauers Polyklet
  13. Grabmal der Antike in Form eines Monolithen
  14. Dionysos ist der Gott des Weines und der Fruchtbarkeit in der griechischen Götterwelt
  15. Historisches Gebäude und Wohnhaus des Deutschen Ordens in Marburg (Deutschhausstraße 10)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig von Sybel: Gypsabgüsse Marburg. N. G. Elwert, Marburg 1903, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sybel-gypse-1.pdf/9&oldid=- (Version vom 10.6.2023)