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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und theils um einen auch geringen Gewinst / ja wohl gar aus Neid und Mißgunst an sich gezogen / und verthan worden / da man hingegen / wie solchem Unheil zu remediren seyn möge / eiferig und schleunig bedacht seyn / und Rath schaffen solte / Divina natura dedit agros, oder GOtt hat uns das Feld gegeben / folglich lieget es nur an des Menschen Fleiß / und industrie, wie die abgeholtzte Ländereyen wieder zu cultiviren / und mit natürlichen Schönheiten zu zieren / weswegen man mit den Poeten wohl sagen möchte:

Quicquid desiderat usus,
Exte proveniunt.

oder daß es an dem Menschlichen Fleiße gelegen / den Erd-Boden recht zu nutzen.

Es ist ja mehr als zu Augenscheinlich daß die Wälder bey vielen Ländern unmüglich einen solchen Vorrath an Holtz, vor alle Nothdufft, sonderlich wo Schmeltz-Hütten und Bergwercke sind / ja zum Brauen / Backen und Brenn-Holtz künfftig mehr fourniren können; Denn theils Wercke liegen wegen Holtz-Mangels schon gar darnieder / oder werden doch nicht mehr völlig getrieben / welcher Mangel noch vielmehr zubesorgen / weiln die Städte und Dörffer ziemlich bißher erweitert / und mit Gebäuden und Einwohnern vermehret / auch viel Werck neu auf gerichtet worden.

Dahero dürfften diesen Abgang künfftig die armen Leute sehr schmertzlich empfinden / die mit Holtzhauen / Kohlen / und dergleichen umgehen / und keine Arbeit haben / sondern wo sie ihr wenig Bißlein Brodt mit ihrer Hand verdienen wollen, werden sie müssen 8. 10. und mehr Meilen gehen / und noch um Arbeit bitten / da sie vor hin zu Hause gnug zu thun gehabt. Wenn zwar so viel es hiesiges Ertzgebürge betrifft selbiges lauter Schlag- oder so genantes lebendiges Holtz hätte / welches in Laub-Holtz bestehet / so würde vermuthlich vor die vielen Wercke wohl kein Mangel an Kohlen seyn / zumahl wenn solches pfleglich gehalten, gewartet, und wie bey dergleichen nöthig alles wohl observiret würde / aber zu ausgewachenen Fichten und Tannen-Holtz / wird eine Zeit von 60. 70. 80. ja wohl bis hundert Jahren erfordert / ehe es recht schlagbar wird.

Es gehen auch wohl zu Zeiten 10. 20. Jahr vorbey ehe es nur anfleuget / oder von Saamen für sich selbst herfür kömmt: hingegen das Schlag-Holtz so bald abgeholtzet / so schläget es also fort das erste Jahr von der Wurtzel und Stamm wieder aus / und nach dem der Boden gut / oder das Holtz selber nach seiner Art gewächsig ist / wird es in 8. 10. 15. oder höchstens 20. Jahren schon wieder schlagbar / wie wohl die Kohle so es giebt / nicht so grob / und dahero in Schmeltzen wohl in Acht zu nehmen ist.

Aber leider[WS 1]! wie viel[WS 2] tausend Acker Wald / sonderlich an Tangel-Holtz liegen jetzo in Teutschland kahl

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: leiter
  2. Vorlage: wie vie viel
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/109&oldid=- (Version vom 12.12.2020)