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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nicht von andern Orten holen / und ist auch vornehmlich mit Holtz versehen.

Denn man erwege doch / wie hierdurch der Anbau von Städten und Dörffern befördert wird / allermassen sonst bey dem Holtzmangel in vielen Provinzien viel 1000. Gebäude ungebauet bleiben müssen / oder die angebauten in baulichen Wesen nicht erhalten werden mögen / wodurch denn so wohl Handel und Wandel als auch andere Nahrung gehindert wird.

Ja wenn es nur das Brenn-Holtz hat / ist es schon ein grosser Schatz / ob es gleich das Bauholtz etwas weiter herzu führen muß.

Wie denn auch die Höltzer und Wälder einer jeden Herrschafft nützlich / bevorab der Holtznutzung / des Wildprets und Flügelwercks halber / welche so wohl Lust als Nutzen bringen / und ein grosser Theil ihrer Einkünffte zu Erhaltung ihres Staats darauf beruhet; dahero ist es höchst nöthig zu conservation solcher Nutzung alle müglichste Anstalt zu machen / damit dem einschleuchenden Holtzmangel begegnet / oder aber wo solcher bereits eingerissen / durch Kunst und Vorsichtigkeit eine dergleichen menage angestellet werde / wodurch solche von Holtz entblöste Länder noch in etwas erhalten und[WS 1] ihre Nahrung nicht gantz fallen lassen dürffen.

Denn allerdings nicht zu läugnen ist / daß bey guten Anstalten / nicht allein viel Holtz zuersparen / sondern auch zu erhalten seyn wird.

Worzu denn gute und heilsame Gesetze von nöthen seyn / weil die menschliche Natur dergestalt verkehrt ist / daß sie dasjenige / so zu ihrem besten dienet / niemahls von sich selbsten beobachtet.

Was es hiernechst nicht vor einer Landes gegend / wenn man darinnen vielerhand Holtz siehet? was giebt es vor eine Augen-Lust / wenn Bäume an den Wegen gepflantzet / von denen man Schatten und bey Regen und Ungewitter seine Zuflucht haben kan? Ja von den Bäumen und Holtz hat jeder Mensch nicht wenig zu seiner Speise und Erhaltung zugewarten, sonderlich in diesen kalten Ländern ist selbiges unser Summum Bonum unter andern zu nennen / denn der Häußer und der Dächer Bau unumgänglich erfordert wird und nicht zu entbehren ist. Es kan auch keine Mauer / Gewölbe / oder einiges Gebäu von Steinen aufgerichtet und geführet werden / man habe denn Holtz dazu / zum Bögen, Gerüste / Balcken / Sparren und dergleichen.

§. 6. Wenn wir uns hiernechst ein wenig in der Welt umschauen / werden wir befinden / daß alle Nationen / so sich vor andern herfür gethan / und emergiret / solches durch ihre industrie, embsige Arbeit / oder kluge Consilia und deren eifriges Nachsetzen zuwege gebracht / nehmlich durch Anbauung ihrer Lande / Erhebung der Manufacturen / Fischereyen / Schiffarthen / und dergleichen.

Ja alle Regenten, die ihre Reiche und Etats in Flor zu bringen getrachtet /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/111&oldid=- (Version vom 12.12.2020)