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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

haben / und folgende Jahre auf Anweisung derer Forstbedienten / solches um einen gebührlichen / leidlichen und geringen Preiß jederzeit überkommen damit eine langwierige Erhaltung derer Bergwercke erfolgen auch zu wieder Erwachsung derer Gehöltze Sorge getragen werden möchte.

§. 13. Wie aber nun zu den Wieder-Auffwachs des ermangelnden Holtzes / mithin zu denen vielfältigen Glückseeligkeiten / so unsere Vorfahren und wir bey denen Bergwercken genossen / zu gelangen sey / möchte nicht unbillig Zweiffel entstehen.

Denn etliche sind der Meynung man müsse solches der gütigen Natur eintzig und allein überlassen / als welche den Wiederwachs und Anflug von sich selbsten herfür zu bringen Vermögen und Kräffte genug habe / massen auch in hiesigen und andern Landen selbige jederzeit / und ohne zu thun menschlicher Bey-Hülffe den Holtz-Vorrath sehr milde mitgetheilet / und stehe dahin ob das Säen und Pflantzen desselben als eine neue Sache practicable und nützlich sey / da man wohl die abgetriebenen Holtz-Refier mit bessern profit zu Acker-Bau und Wiesen-Wachs anwenden könne.

Allein wir wollen in folgenden Capitel weisen / daß die Sä- und Pflantzung des Holtzes kein neu Werck / sondern[WS 1] so wohl unsern Vorfahren als auch denen uhralten Römern bekand und bey ihnen in Ubung gewesen sey.

Inzwischen aber kan man bey jetzigen Zustand von der Natur alleine zu den benöthigten Berg-Bau und anderer Nothdurfft das Holtz in erforderter Menge nicht füglich und mit Bestande hoffen.

Denn / wie bereits oben erwehnet worden / bey dem Anflug und Wiederwachs nicht gebührende Sorge angewendet wird / so braucht es bey nahe eine Zeit von 100. Jahren / ehe das Holtz zum völligen Wachsthum gelangen solte / da unterdessen die übrigen Gehöltze angegriffen und consumiret werden müsten / woraus denn eine gäntzliche Verwüstung und desolation des Holtz-Wesens zu befahren stünde.

Man hat sich auch keine Hoffnung zu machen aus denen benachbarten Ländern / (welches doch die Kosten nicht ertragen würde) mit einen gnugsamen Vorrath zu versorgen indem der unerträgliche Holtzmangel sich bey nahe in gantz Europa blicken lässet.

Bey welcher Bewandniß gantz unläugbar / daß der nechste Weg zu Aufbringung des Holtzes dessen Säen und Pflantzen sey.

Alleine nichts desto weniger / will es noch zur Zeit das Ansehen haben / daß wenn uns nicht die höchste Noth hierzu zwinget / so wird man sonsten schwerlich daran gehen / ehe und bevor den gemeinen Sprichwort nach / uns das Wasser an Halß und ins Maul reichet / oder das Feuer mit Gewalt aus Feuerstein geschlagen

wird.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/115&oldid=- (Version vom 13.12.2020)