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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

obherrschenden Mangel mit Holtz-aufpflantzen / und Säen entgegen getreten / und solte so zu sagen kein Plätzlein oder Flecklein / da man Bäume pflantzen kan / leer gelassen werden / wie denn die klugen Sineser das Lob haben / daß sie nicht einen Fuß breit Erde ungenutzet liegen lassen) und wenn wir gleich alle müglichste Mühe und Arbeit hierunter anwenden / so werden wir doch zu thun haben / so viel Holtz zuerbauen / als man in Zukunfft benöthiget seyn möchte: Auch ob man gleich die Räume und Plätze / so in den Wäldern bebauet / hinwiederum mit jungen Holtz anfliegen lassen wolte / so können unsere Nachkommen doch keine solche ausgewachsene Höltzer erlangen / ob sie schon diese 100. oder 200. Jahr schonen und heranwachsen lassen wolten.

Thut derowegen ein Hauß-Vater auf dem Lande wohl / wenn er nach Beschaffenheit seines Bodens / wo ein Raum ist / Bäume zupflantzen / bedacht wäre / nehmlich auf Trifften Hutweyden / Hügeln / Bühheln / an Zäunen Gräben / Strassen / Angern / Ufern / Tännen / u. s. f.

§. 16. Es finden sich wohl ferner / wie bereits erwehnet / solche Leute / die nicht gerne an dieses Baum säen und Pflantzen gehen wollen / aus Beysorge der Unkosten / die etwan darauf gewendet werden möchten / und deren man sich nicht so bald wieder zuerhohlen hätte; Allein denen dienet dieses zur Antwort: daß solche Unkosten / die man zu dergleichen Holtz-Bau anleget / aus vielen hin und wieder angeführten rationibus nicht können Vergebens seyn. Verwundern muß man sich wohl / daß die meisten Vermögensten Leute auf grosse Häusser / Palläste / Schlösser und dergleichen Baue / ihr meist vermögen anwenden; wär aber vielleicht vorträglicher / wenn sie ihren Grund und Boden anzubauen / und zu verbessern suchten / als welches doch ihnen so wohl / als denen Nachkommen und dem gemeinen Besten weit nutzbarer fallen dürffte.

Aber leider! noch zur Zeit findet sich hierbey noch nicht gnügliche Sorge noch Liebe / Eyfer / und Anstalt.

Man siehet ja bey diesen den unfehlbaren Nutzen gleichsam vor Augen / und daß die Unkosten vielfältig wieder ersetzt werden können / gleich wohl will man nicht allerdings trauen / und bey Zeiten solch hoch nützlich Werck fünehmen und angreiffen / da doch hierdurch dem gantzen Lande / und sonderlich dem Ertzgebürge ein sonderlicher Trost zu künfftiger besserer Nahrung und Unterhalt bey bracht und zugezogen werden könte. Es ist auch nicht allezeit das jenige / was etwan / geringe und unvorträglich gehalten wird / auch dergleichen in Werck selbsten / oder in der That / und kömmt es endlich an den Tag / daß was zum öfftern allen andern Dingen nachgesetzet worden / künfftiger Zeit vor das nöthigste gehalten und hochgeschätzet werden muß.

Also verhält sichs auch mit dem wilden Holtz-Anbau / derselbe ist bißhero

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/118&oldid=- (Version vom 13.12.2020)