Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/121

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

als durch gewisse Mittel thut.

Denn je mehr Jahr vergehen / in welchen nichts gepflantzet und gesäet wird / je langsamer hat man den Nutzen zugewarten / und um so viel tausend leidet man von Zeit zu Zeit Schaden / ja um so viel mehr geschicht weitere Verwüstung / daß endlich die annoch verhandenen Gehöltze angegriffen / vollends consumiret / und sich je mehr und mehr vermindern müssen.

Cum labor in damno est crescit mortalium egestas D. i. Wo Schaden aus unterbliebener Arbeit kommt / da wächst der Menschen Armuth und Dürfftigkeit. Es lässet sich auch der Anbau des Holtzes nicht so schleunig wie der Acker-Bau tractiren; Denn ob gleich in zwey / drey oder mehr Jahren nach einander ein Mißwachs beym letztern sich ereignen solte / so kan hernach ein einig gesegnetes und fruchtbares Jahr / gleich wie bey dem Wein-Wachs / alles wieder einbringen; da hingegen wenn das Holtz einmahl verwüstet / so ist der Schade in vielen Jahren / sonderlich was das grobe und starcke Bau-Holtz anbelanget / ja in keinem seculo zu remediren / zumahl in zwischen sich allerley vicissitudines Rerum und Veränderungen begeben können.

Gestalt ein Hauß-Wirth es befördert und bauet / der andere hingegen versäumet und wohl gar verwüstet / was etliche Jahr gebessert worden; und überhaupt zu reden wo aus dem Verzug einige Gefahr zu besorgen und der daraus entstehende Schade unwiederbringlich / da muß man keine Zeit versäumen / und also man das Baum-Säen und Pflantzen eiligst zur Hand nehmen / alldieweil eine lange Zeit erfordert wird / ehe die wilden Bäume zu gebührender Höhe / Stärcke und Nutzen können gezogen werden / zumahl da wir bereits erwehnet / ja ausser allen Zweiffel ist / daß die wunder-volle und schöne Gehöltze bißher der gröste Schatz vieler Länder gewesen sind / so man vor unerschöpfflich gehalten / ja man hat es unzweifflich vor eine Vorraths-Kammer angesehen / darinne die meiste Wohlfarth und Aufnehmen dieser Lande bestehen / und so zusagen das Oraculum gewesen / daß es ihnen an Glückseligkeit nicht mangeln könte / indem man dadurch so vieler Schätze an allerhand Metallen habhafft werden könte; Aber da der unterste Theil der Erden sich an Ertzten durch so viel Mühe und Unkosten hat offenbahr machen lassen / da will nun Mangel vorfallen an Holtz und Kohlen dieselbe gut zu machen; Wird derhalben die gröste Kunst / Wissenschafft / Fleiß / und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/121&oldid=- (Version vom 12.12.2020)