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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

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Und weil durch Menschen-Hand das Holtz bißhero verödet worden / als werden wir GOtt anzuruffen haben / daß er unsere Arbeit hierunter segnen / und zu künfftigen Säen und Pflantzen ersprießliches Gedeyen geben wolle / damit durch Menschen-Hand das Holtz-Wesen auch wieder erhoben werde.

Dann man darff nicht alles der Natur / und denen accidentien / so sich dabey ereignen können / alleine überlassen / sondern man muß müglichster massen / wo hülffliche Hand anzubringen / allenthalben succuriren / so wird alsdenn / nechst Göttlicher Hülffe / ein guter Endzweck darauf erfolgen.

Dann es heisset vorietzo recht: in horum productione plus hominis industria, quam natura occupatur, seu quos natura, nisi factum hominis accedat, vel omnino non vel vix, & parcissime producit. aus dem l. 45. ff. de usur. welches so viel gesagt ist: Das Holtz-Wesen ist in dem Stande / daß der menschliche Fleiß zu dessen Hervorbringung mehr beschäfftiget seyn muß / als die Natur.

Oder: Die Natur bringet ohne menschliche Beyhülffe solches entweder gar nicht / oder doch sehr sparsam hervor.

§. 3. Die gütige Natur hat zwar stetig ihre Wirckung und noch so gut / als vor alten Zeiten / die Welt mit Holtz weiter zuversehen / zumahl wenn wir Verstand und Hand mit anlegen / wie GOtt selbst geboten: Im Schweiß deines Angesichts etc. allermassen das Holtz unentbehrlich ist / und deßwegen höher als Edelgesteine und Gold zuschätzen.

Man giebt es auch gar gerne zu / daß die Natur hierinne das beste thue / wenn von ausgefallenen und von dem Wind hin und her gestreuten Saamen ein feiner Anflug und Wiederwachs sich ereignet; Aber wie viel leere Plätze haben nun lange Jahre her bloß gelegen / und wenn ja in 20. 30. 50. und 100. Jahren was anfleuget / so ist es doch gar eintzeln / und offtmahl nur Gestrüppe / so keinen Wachsthum hat / und folglich wenig Nutzen geben kan; hingegen wenn man selbst Hand anleget, und so viel Blössen und Gehaue in etlichen 1000. Ackern bestehend / besäet und bepflantzet würden / so wird die gantze Gegend über und über mit Holtz bedecket / und kan es endlich den Nachkommen an Holtz nicht ermangeln.

Es wird auch das arme Land in kurtzen ein ander Ansehen haben / als vorietzo / wenn man hierunter andere weise und vorsichtige Nationen imitiren wolle / es wird auch so bald der Anflug 20. 30. 40. oder 50. Jahr erreichet / der Holtz-Vorrath hernach wohl nachhalten / und immittelst das Schlag- oder lebendige Holtz / so man in 8. 10. 15. Jahren zum Nutzen anziehen / und brauchen kan die Nothdurfft subministriren.

§. 4. So ist es auch mit dem Holtz-Säen und Pflantzen eine so ungewöhnliche Sache nicht / wie sich mancher einbildet / sondern solches bey vielen Nationen üblich / wie auch bey vorigen Zeiten in

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/129&oldid=- (Version vom 14.2.2021)