Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/130

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

hiesigen Landen vorgenommen worden / worvon unten im 12. und folgenden §.§. mit mehrern soll gehandelt werden / massen auch bey denen Römern conseminea sylva, oder ein gesäeter Wald für uhralten Zeiten ist gebräuchlich gewesen.

Nam sylvicultura hominis factum anxie desiderat & industriam, etiamsi illa industria, non sit sola & proxima productionis causa, verum natura simul, quae in illa productione aequaliter, imo potissimum, & principaliter operatur.

D. i. Der Holtz-Anbau erfordert gar sehr den menschlichen Fleiß und Mühe / ob gleich selbiger nicht als die Haupt-Ursache in Erzeugung dessen, sondern die Natur die Würckung thut.

§. 5. Wenn in Spanien / sonderlich in Biscaya, ein Baum gefället wird, müssen dagegen bey Vermeidung grosser Straffe drey andere wieder gepflantzet werden.

In Franckreich aber werden alle / leere Plätze in Wäldern alsofort besäet / wie obangeführet.

Es ist auch zum öfftern aus dem benachbarten See-Ländern in Zeitungen geschrieben worden / daß gewisse Commissarien sonderlich von denen Admiralitäts-Herren verordnet worden / so etliche abgetriebene Refieren von Höltzern und Wäldern / so in 2000. und mehr Ackern bestanden / besichtiget und gnugsame Anstalt daselbst gemacht / daß ins künfftige Holtz / bevorab zum Schiff-Bau dienlich / darauf wieder gesäet / gepflantzet, und fortbracht werden möchte / darauß zu schliessen / wie diese und andere sorgfältige und curieuse Nationen zu dem Holtz-Anbau sehr emsig sind.

Von Holland sagt man / daß es den Nahmen von ihrer alten teutschen Sprache bekommen habe / gleichsam als Holtz-Land / weil solche Gegend lauter Waldung und Gehöltze gewesen / so aber hernach von den alten Bataviern abgetrieben / und also angebauet worden / daß heutiges Tages so zusagen nicht eine Hand breit Erde unnutzbar lieget / hingegen aber allerhand Gewächse und Bäume an denen Orten / wo nur einige Gelegenheit darzu ist / an hohen Strassen / Sand-Heyden / Wegen / Canälen / Tämmen / Seen und Teichen / in Gärten / ja auch in Städten und Dörffern / auf den Gassen / so wohl zur Lust und Schatten als zu Nutzen / sonderlich Linden / Pappeln / Aschen / Weiden / und dergleichen gepflantzet seyn / also daß die Städte in Holland und Flandern fast wie in einem Walde liegen / geschweige der schönen propren Lust-Wälder und Thier-Gärten / bevorab die schönen Maillen, Alleen und Spazier-Gänge / so in Holland anzutreffen / dergleichen wenig sonst in gantz Europa zufinden sind.

Und ob sie gleich heutiges Tages keine grosse Wälder / sonderlich zum Brenn-Holtz zu gebrauchen mehr haben / so haben sie doch zu solchen Gebrauch wildes Holtz unter der Erden / das ist den Turff / welches eine materie von zusammen und über einander gewachsenen Rasen ist / so sie zum Brennen nutzen / und grosse Hitze von sich giebet.

Ferner hat man gewisse

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/130&oldid=- (Version vom 14.2.2021)