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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Nachricht / daß an der Nord- und Ost-See / allwo sonsten kein sonderlicher Holtzmangel ist / jedennoch das Tangel-Holtz-Säen / mit guten Success practiciret wird / ingleichen in Mecklenburgischen / davon unten mit mehrern. Die alten Pfaltz-Graffen und Churfürsten am Rhein haben im Anfang des vorigen Seculi, und so ferner viel wüste Land / so zuvor nur Heyde getragen / pflügen / und sonderlich mit Eicheln besäen lassen / welche Orte nunmehro die schönsten Wälder sind / dergleichen unterschiedene Gehöltze / so durch Baum-Saamensäen aufbracht / sind am Rhein-Strom / an der Mosel / und an der Maase / und selbiger Gegend / bevorab in Westphalen befindlich. Wir haben auch Exempel / daß hier zu Lande Tannen / und anderer Baum-Saamen gesetzet worden / an der untern Mulde und gegen der Elbe / wo es etwas sandig.

Der Saame ist zwar wohl und Bürsten-dicke aufgegangen / aber wo viel wild und zahm Vieh gewesen / ist der Anflug gantz verbuttet und struppich blieben.

So ist auch bey theils Wald-Refieren hiesiger Lande eingeführet / daß wer einen Baum als Gnaden-Holtz bekömmt / selbiger dargegen 8. junge Eichlein muß pflantzen und setzen lassen.

Wer aber einen Baum / oder so viel Holtz kaufft / als ein Baum austräget / lässet 2. Stämme setzen / oder giebt vor jeden Stamm 18. Pf. so ein gewisser Mann bekömmt der mit dem Versetzen wohl umgehen kan.

Wolte man dergleichen auch bey dem Säen einführen / so würde solches nicht undienlich seyn.

Was sonsten in andern Königreichen und Landen / auch in vielen Fürstlichen Gärten Teutschlands vor schöne lange Gänge und Alleen mit Linden / Pappeln / und andern wilden Bäumen pflegen angelegt zu werden ist mehr als zu bekandt.

§. 6. Gehen wir weiter fort gegen Morgen / so befinden wir / daß die Türcken und Perser vor andern Nationen viel von Pflantzen der Bäume halten / wie denn auch eine Stad in Natolien anzutreffen / so Belerius genennt wird / welches so viel in Türckischer Sprache bedeuten soll / als eine Pflantzung und Setzung junger Eichlinge.

Von der Haupt- und Residenz-Stadt des Königs in Persien Ispahan, wird gemeldet / daß sie von ferne mehr einem grosen Walde / als einer Stadt gleiche / und man nur die hohen Thürme zwischen denen grossen Bäumen hervor ragen sehe / auch alles / so wohl in Gärten als sonsten mit Bäumen bepflantzet sey / sonderlich mit denen so genannten Tschinar-Bäumen / welche zwar keine Frucht tragen / aber gut Holtz zu Bretern und Tischer-Arbeit geben.

Es melden auch unterschiedene Reise- und Geographische Beschreibungen des Königreichs Persien / daß mancherley Kupffer- und Silber-Bergwercke daselbst befindlich / aber weil die Ertze nicht auf die Kosten zu schmeltzen / ohne Zweifel erliegen bleiben müsten / woraus der Schluß leicht zu machen / wenn die Höltzer

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/131&oldid=- (Version vom 14.2.2021)