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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

contemnit Deus quaerentem, sed exercet petentem. Und die Alten sagten: Discat qui nescit, nam sic sapientia crescit.

Das ist wer eine Sache nicht weiß soll sich darnach bemühen und selbe lernen / alsdenn wird er in solcher Wissenschafft schon zunehmen.

Eben auch um der Ursache willen / weil wegen Säens und Fortpflantzung der wilden Bäume noch wenig bey uns excoliret / so muß man dergleichen / nachforschen reiflich überlegen und versuchen / Multa enim in natura delitescunt scrutantibus quae patescunt.

D. i. Es steckt noch viel in der Natur verborgen / hinter welches man durch fleißiges Nachforschen gelangen kan. Denn hätten die Alten nichts versuchet / so würden viel schöner Erfindungen unterblieben seyn / und muß ein jeder bekennen / so nur ein wenig Wissenschafft von Kräutern und Gewächsen hat / daß seit her 40. biß 50. Jahren von unsern Eltern und Vorfahren eine grose Menge frembder Gewächse und Exotica, über Meer / und über Land in Teutschland bracht / und darinnen fortgepflantzet / oder doch zum wenigsten die vorigen sehr vermehret / und verbessert worden / welchen Nutzen man ohne sonderbahre Verwunderung zubetrachten nicht unter lassen kan.

§. 19. Zu wünschen wäre es / daß die jenigen 3000. Bücher SaLOMONIS so er / wie JOSEPHUS lib. 8. v. 2. meldet / von allerhand Gewächsen / Thieren / und mancherley Dingen / die unter der Sonnen / in der Lufft / unten auf und in der Erden / und in dem Wasser / ihr Wesen haben / geschrieben / annoch verhanden wären / ingleichen die so tempore Caesaris Diocletiani an viel tausend Stücken in AEgypten verbrannt worden / so würde ohne Zweiffel auch etwas von wilden Bäumen-Säen und andern nöthigen Dingen darunter befindlich seyn / wie denn so viel Salomonem betrifft derselbe nach Innhalt 1. Reg. 4. v. 33. auch von denen Bäumen geredet / und sonder Zweifel diesfalls vortreffliche Physicalische und Oeconomische Anmerckungen wird vorgebracht haben; weil aber solche um der Menschen Sünde willen / durch Brand / Krieg / oder Raub verlohren gegangen / so hat man Göttl. Allmacht zu bitten / uns solches und dergleichen wieder zu veroffenbaren / damit dem Menschlichen Geschlecht dadurch Erleichterung in An- und Fort-Bau der Erden gegeben werden möchte / dann außer Zweiffel obbemeldte Bücher / wenn sie noch in esse, mit keinem Guth der Welt zu bezahlen seyn würden; zugeschweigen was für unendlichen Nutzen unsere Vorfahren von Salomonis Zeiten her / daraus geschöpffet / und uns eine mehrere und sichere Cultivation des Erdbodens hinterlassen können; wie an andern Orten auch allbereits mit mehrern gedacht und angeführet worden. Unterdessen hat dieser König und

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/140&oldid=- (Version vom 14.2.2021)