Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/148

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Fichtene / siehet schön violet aus / giebt einen Terpentinischen Geruch / und wird vom Winde weit und breit verführet / sonderlich Bergunter / nichts minder auf denen Flächen / auch offt / weil er Flügel hat / Berg an / und wenn er den Erd-Boden ergriffen / und sich einsencken kan / so findet sich an solchen Ort vortrefflicher und schöner Anflug hernach / so / daß es des Menschen Hand und Witz nicht leicht der Natur hierinne nach thun kan. Aber wo der Saame nicht hinkömmt / oder ob er gleich dahin fält / aber nicht zugleich die blose Erde ergreiffet / da bleiben leere Plätze.

§. 10. Es tragen aber die Bäume nicht alle Jahre Saamen / oder eine Art von Bäumen trägt diß Jahr viel / das andere aber wenig / oder gar nichts / nachdem die Witterung bey ihrer Blüthe oder Vorbringung ihrer Zapffen fället.

Zumahl sind die Mehlthaue / so in Mayen fallen / dem Baum-Saamen sehr schädlich. Denn wann dergleichen die Blätter und Blüthe / auch das schon verblüthe Körnlein trifft / so muß es zu sammen schrumpffen und pflegen von solcher Feuchtigkeit hernach Würmer zu wachsen. Bey dem gemeinen Mann ist eine sonderliche Regul / daß wenn ein Baum in einen Mondschein / als von neuen Monden / oder ersten Viertel an / biß gegen das letzte Viertel abblühet / und sich nicht biß in andern neuen Monden-Schein verziehet / so geräth ins gemein der Saame und die Frucht solches Jahr wohl; do aber die Blüthe sich zwischen 2. Mondscheinen erst endiget / so verdirbt die Frucht davon ins gemein / oder schüttet doch nicht so reichlich.

Es hat auch gleiche Beschaffenheit hiermit / wie bey dem Obst.

Ein Jahr geräth der Apffel / das andere die Birne und so fort.

Es wird auch ein Jahr der Saame reiffer vollkommener und besser / als das andere.

Derhalben die Zeit zu observiren / damit die Samlung des guten Saamens von allerhand Sorten nicht versäumet werde. So kan man auch an Körnern wohl sehen / ob er gut und vollkommen / auch an der Schwere in Wurffen und Sieben / oder wenn man solche in das Wasser schwemmet / jedoch ist eine jede Art / seiner Schwere und Leichte nach zu tractiren.

§. 11. Der vollkommene Saamen ins gemein aber verdirbet nicht leichtlich / oder faulet / wie bey den zahmen Früchten geschicht / sondern hält sich lang unversehret.

Wie viel Jahre aber ein jeder Saame sich conservire, wenn er anders wohl gewartet / und an temperirten Orten aufbehalten wird / ehe er zum Säen untüchtig werde / erfordert ohne Zweiffel eine weitläufftige Experienz, und wäre wohl zuüberlegen / und mit Fleiß abzumercken / damit man sich in Säen besser darnach richten und achten könte / weil wie schon gedacht er nicht alle Jahr geräth.

Denn gleichwie aller alter Saame nicht so dienlich zum säen ist; also ist es auch bey dem Baum-Saamen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/148&oldid=- (Version vom 14.2.2021)