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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

bekömmt / da sonsten unterschiedene Früchte erst besser reiff werden / wenn sie eine Zeitlang in Häusern verwahrt gelegen / und nach und nach erst reiffer und mürber werden / daß es also selbigen nicht schadet / wenn sie gleich etwas zeitig abgenommen werden; Der Baum-Saame hingegen wenn er unreiff gesamlet wird / ist unnütze verschrumpffet / verwelcket / und wird untüchtig zum säen. Unterdessen so ist die Vollkommenheit und Güte von selbigen nicht so leicht / als wie bey dem Getreyde zuerkennen / weil man nicht allerdings / zumahl wegen der Schale und Haut / darunter öffters eine Fäulnüs und Wurm verborgen stecket / durchsehen kan / wie dergleichen bey denen Nüssen vielfältig wahr zu nehmen.

Eine gemeine Regul ist zwar daß der jenige Saamen so im Wasser zu Boden fället / gut sey; doch darff man bey allen / sonderlich bey dem leichten Saamen nicht allezeit darauff bauen.

§. 10. Durch das Auge wird hierbey am meisten judiciret / ob der Saamen reiff oder nicht.

Wenn er seine rechte Farbe hierzu hat, die Zapffen / Hülsen und Knospen sich aufthun / und selbigen wollen fallen lassen / ingleichen wenn der Stiel / woran er hanget / welck / gelb und dürre ist / oder sonst durch Zwang des gefallenen Reiffs der Saamen tüchtig wird / alsdann ist er wohl reiff zu achten. Theils kan auch der Geschmack und Geruch etwas hierzu contribuiren; Dann wenn solcher recht vollkommen ist / so ist der gute Geschmack und Geruch davon auch ein mercksames Zeichen / wie auch das Fühlen / ob er nicht noch zu weich / oder hart gnug sey.

Immittelst so giebt das Gesicht fast das unbetrüglichste Merckmahl; concurriren die Proben aber durch die andere Sinne zu gleich mit / so ist es desto besser / und sicherer. Es hat auch jeder Saamen seine gewisse Jahr-Zeit / in welcher er reiff zu werden pfleget; doch ist sich auch hierunter nach der Jahres-Witterung und nach dem Clima zurichten / indeme die Zeitigung des Saamens dadurch bald befördert / bald verlängert wird.

Auch wird der Saame zum öfftern nicht alle zugleich reiff / dann theils stehet hinter einen Ast / oder unter vielen Laub / daß die Sonne darzu nicht kommen kan / welcher dahero um so viel später seine Reiff- und Tüchtigkeit zum säen gewinnet. Unterdessen weil der Saame durchgehends dicke und in Menge ausgestreuet wird / so kan eben nicht viel hindern / ob gleich etzliche untüchtige Körner darunter befindlich seyn möchten / wie solches auch bey dem Getreyde Saamen sich zum öfftern zu träget.

§. 11. Wenn nun also der Baum-Samen seine Vollkommenheit erlanget / anfänget reiff zu werden / und wie obgesaget / sich färbet / sein innerlicher Kern dichte / und nicht mehr weich oder milchicht ist / sondern Mehl geben könte / und ferner nicht dergestalt zubesorgen / daß selbiger / im Fall man ihn samlet / ein schrumpfe oder sehr eindorre /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/159&oldid=- (Version vom 21.8.2021)