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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Dinge wird die Güte unser aller Mutter erkennet / und wenn neben GOttes Seegen des Menschen Arbeit dazu kömmt / so erweißet sie sich sehr freygebig und belohnet ihren Kindern die Mühe reichlich. Ehe wir aber weiter gehen, müssen wir mit wenigen vorher besehen, (1.) welcher Boden zum Baum tragen / entweder gar untüchtig / oder doch weniger geschickt sey / hernach und (2.) wie selbiger so viel müglich zu verbessern / und zu diesen Zweck tüchtig zu machen / und (3.) welche Art Bäume am besten auf solchen Boden zu wachsen pflegen.

Erstlich ist der jenige Boden zum Baum tragen untüchtig / der zu sehr naß / morastig[WS 1] und folglich zu kalt ist / denn es finden sich unterschiedliche Gegenden welche zwar oben ein Viertel oder eine halbe Elle tief guten Boden haben / darunter man aber gleich beständig Wasser an trifft / welches denen Bäumen sehr schädlich ist / denn sie wachsen daselbst sehr spahrsam / verbutten / bleiben niedrig / struppig und erlangen keinen tüchtigen Stamm / ja es ist kein Wiederwachs daselbst aufzubringen / vielweniger kan er solchen ernehren / es sey denn / daß man solch Holtz dahin säe und pflantze / so die Näße wohl vertragen mag / als die Erle / Weide / Pappeln und dergleichen. Alleine / wenn es auch allzu naß ist / so wollen solche ebenfalls nicht recht fort / bleiben in ihren Wachsthum stecken / weil die Wurtzel nicht nieder kommen kan / sondern endlich gar ersauffen muß; In gegentheil ist auch ein sehr hitziger und dürrer Boden / zum Baum zeugen unbeqvem. Denn die grosse Hitze benimmt und verzehret die benöthigte Feuchtigkeit / daß der Baum keinen Safft aus der Erden ziehen mag / und also für Durst erstirbet. In gantz sandigten und grob-kiesichten Boden / wo es unten nicht feste oder lucker / da versincket alle Feuchtigkeit / Fette und Düngung / kreucht und verschleicht tiefer in die Erde / als es die Wurtzeln von Bäumen erreichen kan / derohalben solcher Boden unfruchtbar seyn muß. Denn bey dürrer Zeit ziehet die Sonne und der Wind alle übrige Feuchtigkeit aus. Starcker lettigter Grund ohne gute Erde giebt keine hohe Bäume und gut Holtz. Denn wo die leimichte und thonichte Erde auf einander derb und fest lieget / und oben her auch nicht allzuviel gute Erde ist / hat der Baum in solcher Erde schlecht fortkommen / ja der Saamen kan nicht wohl darinnen aufgehen. Dann die Erde wird oben feste / und kan der Kern nicht durchbrechen / noch die Wurtzeln in solchen Leimen sich hinein arbeiten / vielweniger Erfrischung und Nahrung haben / die sonsten innewendig in der Erden ist. Dannenhero die gesäeten und gepflantzten Bäume darinnen traurig stehen / verbutten /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: marastig
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/173&oldid=- (Version vom 20.8.2021)