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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und endlich gar verderben. Wenn auch auf solchen leimichten und harten Boden das Wasser oben stehen bleibet / und nicht tiefer als die obere luckere Erde oder Schwarte ist / eintringen kan / so ists auch nicht gut / denn Winterszeit ist er zu kalt und Sommerszeit wieder zu feste / lässet den Regen nicht durch / und bleibet also die Näße um und neben der Wurtzel stehen; Was den felßigten Boden belanget / ist leicht zu ermessen / wo eitel fest Gestein ist / das wenig Fortkommens vor die Bäume seyn wird; aber wo solcher klüfftig und die Superficies mit guter Erde bedecket ist / so können die Wurtzeln sich da einschleichen / eindringen und ihre Nahrung suchen / daß man sie mit Gewalt nicht daraus ziehen kan, wie man denn in denen steinigten Gebürgen hiesiger Lande das schönste Holtz zwischen den grossen Klüfften und Steinen findet / dahero stehen auch solche Bäume insgemein feste und wohleingewurtzelt / daß sie kein Wind werfen kan; hingegen in truckenen Erdreich hebt der Wind offt die Wurtzeln mit allen umliegenden Erdreich von vielen Centnern schwer in die Höhe und wirfft die Stämme nieder.

§. 12. Der jenige Grund und Boden / so mit guter Erde Sand und Grieß vermischt / und dahero moderirte Feuchtigkeit hat / nicht zu viel noch zu wenig / der ist der tragbarste vor das Holtz. Denn man solte meynen / auf den hohen Gebürgen solte es zu trucken seyn; allein / weil durch den Nebel Regen[WS 1] und Dünste die Gebürge insgemein befeuchtet werden / und solche die Erde an sich ziehet und in sich behält / so wächset das schönste Holtz daselbst. Die Gehänge oder Gebürge so lehn angehen und nicht sehr abschüßig / tragen auch das beste Holtz. Denn die Regen und Fluthen können die gute Erde nicht so leichte abführen und herunter schwemmen / als auf den steilen Gebürge / es kan auch die Sonnen-Wärme und die Lufft besser dazu kommen / als in der Ebne / oder in Thälern. Sonderlich kan sich die Wurtzel besser ausbreiten / das Wasser besser abschiessen und die Sonne unverhinderter würcken / weil ein Baum den andern überhöhet und der Sonnen Raum giebet / alle und jede zubescheinen / besser als auf der Ebnen / da des Schattens zu viel und ein Baum den andern hindert / dagegen zwar stehen die Bäume in Gründen / meist geiler und fetter / weil die Wasser die Fettigkeit und wachsend machende Feuchtigkeit von dem höher liegenden Lande um und um sich herab und zuziehet / und das Wasser von Regen und Schnee darein fließet und sich sammelt.

§. 13. Wo viel Unkraut wächset und selbiges fein fett und starck / da ist guter Boden zu vermuthen / welches man siehet wenn das Holtz abgetrieben / so wachsen in den Stock-Raumen Disteln /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Reegen
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/174&oldid=- (Version vom 20.8.2021)