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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Nesseln / Brom- und Him-Beere / Farren-Kraut / dick / fett und hoch; wo aber dünne Schmelen und geringes und bloses Graß / ja wohl nur Mooß und Grind wächset / da ist der Boden nicht so tragbar. Daher man / so bald das Holtz abgetrieben / Sorge tragen soll / wie in den Gehauen der Anflug bey so guten Boden wieder befördert / und das Gestrippe Brombeer und Himbeer / Farren-Kraut[WS 1] und dergleichen so in grosser Menge und Stärcke also fort darauf wächset / getilget werde / dadurch den Saamen der Bäume ingleichen den Aussprößlingen Lufft zuschaffen / daß sie für dem Gestrippe aufwachsen und fortkommen können und ihnen die Fettigkeit zum Wachsthum nicht entzogen werde mithin zugleich verderbe. Denn dafür kan Grund und Boden nicht; sondern haec sunt hominum seu artis vitia. oder: es lieget der Fehler entweder an den Menschen oder an einer gnüglichen Wissenschafft.

§. 14. So viel nun den Boden hiesiger Meißnischer Lande betrifft / so ist in den meisten Wäldern derselbe gar gut weil er von denen / von vielen Seculis hergebrochnen und umgefallenen Bäumen herkommt / so eine gute gefaulte Holtz-Erde gegeben. Ingleichen hat das verfaulte Laub / Graß / Mooß / Aeste / Buschwerck Reisig etc. ziemlich guten luckern Boden gemacht. Es ist auch dahero das Erdreich in Obergebürge meistentheils gut und so beschaffen, das es allerley wilde Bäume ertragen und ernehren kan / darneben ist der Boden nicht ungeschlachtet / sondern meist sandigt / steinigt und mit guter Erde vermenget / darunter grosse Wacken / so von der Sündfluth und Herabwaltzung von hohen Gebürgen oder nahe dabey liegenden Felßen sonderzweifel herrühren / liegen / jedoch gute Erde dazwischen haben / und also können derer Bäume Wurtzeln unter sich greiffen / und sich an den grossen Steinen anhäckeln / schlagen sich auch wohl darunter hin und befestigen also solche Wurtzeln den Stamm / daß ihn kein Unfall bewegen noch vielweniger schaden kan.

§. 15. Nachdem wir nun den guten Boden betrachtet so müssen wir auch überlegen / wie dem geringen und unfruchtbahren nach möglichkeit zur Verbesserung zu helffen seyn möchte. Alle Baum-Wurtzeln leiden Schaden entweder wegen festigkeit der Erden / oder allzu vieler Feuchtigkeit / Näße und Kälte halber / oder aber / daß sie alzu trucken stehen. Diesen Unheil fürzukommen / muß ein guter Oeconomus mögliche Hülffe thun / so wird er Holtz genug erziehen können. Was nun also den Boden anlanget / da / wie oben gedacht unter der Erden etwa ein viertel oder anderthalb / oder 1. Elle tief alsobald Wasser verhanden / oder sonsten morastig und söhricht / so könte man wenn es der Situs oder Lage leidet /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Farrenren Kraut
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/175&oldid=- (Version vom 21.8.2021)