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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

hin und wieder treiben lassen.

Denn wenn sie nach gefallenen Regen und Sonnenschein sich aufbürsten und aufthun / so fleugt der Saame aus und vertreibet sich hin und wieder selber. Man hat auch hierbey wegen der Frühlings-Saat diesen Vortheil daß wenn der Schnee noch lieget / und der Saame aufn Schnee fället / solcher hernach beym Auftauen und Schmeltzen Feuchtigkeit an sich ziehet / und in niederfallen des Schnees die Erde mit ergreiffet / und desto eher aufgehet / bevorab ist bey dieser Begebenheit sehr vorträglich und nützlich / wenn den Herbst zuvor / der Grund und Boden aufgearbeitet ist / so kan der Saame desto eher die Erde fassen / alsdenn auf gehen und guten Wachsthum erlangen.

Ipsa fuit rerum, primum natura creatrix.

§. 20. Was dem Tannen- Kiefern- und Fichten-Saamen nun ferner anbelanget / so ist in specie dabey zubeobachten / daß solcher bey dem Säen nicht tieff unter die Erde bracht werde / sondern nur bloß dieselbe berühre / auch anfangs nicht in die todte Erde / so durch das tieffe Ackern oder Hacken herfür und herauf kommen mögte / falle / denn solches verhindert das aufgehen; sondern wenn der Saame wie obberührt / von Moos / alten Graß / und Geräusche unverhindert nur die Erde ergreiffet / und von Regen eingeschlagen oder eingemenget wird / so kömmt er und gehet mit andern vegetabilibus in April oder Majo gar leichtlich auf.

§. 21. Es kan auch die Eichel- und Buchäcker-Saat / oder vielmehr Steckung / wohl in Frühling geschehen.

Denn die zu rechter Zeit und völliger Reiffung / oder wenn sie im Herbst selbst abgefallen / zusammen gesamlete Eicheln und Buchäckern leget man über Winters in einen trucknen Keller oder Ort / fein dünne daß sie nicht frieren / auch nicht auf einander erwarmen; nach Weyhnachten leget man lagen-weise, stratum superstratum, eine Lage Sand / und eine Lage Saamen auf einander / läßet sie also liegen / biß gegen den Mertzen oder April / alsdenn wenn sie theils ausgekäumet / säet man sie in eines den Sommer oder Herbst zuvor umgearbeitetes Land / oder stecket solche Stück für Stück für Stück / und machet mit einem Stückel 2. biß 3. Zoll tieffe Löcher / einer Spannen weit von einander / und eget sie also bald unter.

§. 22. Also gehen auch etliche mit den wilden Obst um / daß sie die Kriebse samt den Kernen stecken.

Gleicher Gestalt mag man Haselnüsse stecken; wenn sie aber gesäet werden / muß man sie einegen.

Kan das Land nun ein oder zwey Jahr vorher auch zweymahl gearbeitet werden / so ist es gut / wo nicht / so bleibet es bey einmahl.

Nachdem nun die Witterung feucht oder trucken fället / so gehen sie um Pfingsten oder etliche Wochen darnach auf; also verfähret man auch mit andern Nüßen und Castanien.

Es muß

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/191&oldid=- (Version vom 21.8.2021)