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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wovon es herrühre / desto eher zu comprehendiren ist / nehmlich wenn zugleich die Einstimmung des Monden-Wechsels / die gute Witterung / und die rechten Jahres-Zeiten dabey beobachtet werden und concurriren / dannenhero ein jeder so Baum-Saamen säen will / wohl besorget seyn soll / daß er die zu jeden Saamen bequeme Jahres-Zeit zu säen nicht vergeblich vorbey streichen lasse / sondern weil ausser der Zeit / gleich wie bey dem Geträyde-Bau / zu säen sehr gefährlich und höchst schädlich ist / also soll man alles dieses obige / so gewiß unschätzbar hierbey zu achten / nicht negligiren / und kan die praxis in cursu oeconomico, gar leicht alles emendiren.

In dem Lüneburgischen und Westphalen werden die Eckern um Galli mit dem Korn in gedüngten Acker gesäet / wenn solches reiff / schneiden sie es abe / und lassen die Eichlinge in den Stoppeln stehen / darzu denn kein Vieh gelassen wird / die wachsen als denn sehr wohl / zumahl wenn die Stoppeln hoch über den jungen Eicheln oder Buchen gelassen werden / wie wohl bey dem Korn-Schneiden wohl Acht zu haben / daß die jungen Bäumlein nicht zu sehr beschädiget werden.

§. 24. Ob man sich auch bey Anstellung des Baum-Säens nach den Monden zu richten habe? wird nicht unbillig gefraget. Zwar es finden sich wohl etliche Gärtner und Scribenten / die da fürgeben wollen / daß das Säen Pflantzen und Pfropfen aller Bäume und Gewächse / zu allen Zeiten des Mondscheins / er sey zu- oder abnehmend ohne einigen Scrupel geschehen könne / und wenn man die Monds-Brüche nicht observire, solches nichts hindern könte / noch auch weniger oder mehr Nutzen darbey zugewarten / Gestalt die influenz von den Monden sich auf eine alte unnütze Gewohnheit und Wahn der Menschen gründe / welche durch langwürige observantz wiederleget worden / und man also Säen und Pflantzen verrichten könne / es geschehe zu welcher Zeit oder Tag es wolle wenn man nur die Witterung darbey in gebührende Obacht nehme.

Man lässet solches eines jeden judicio heimgestellet; es werden sich aber doch viel finden / so dieser Meynung nicht beypflichten / Wie dann insgemein der Bauers-Mann / auch bey der Getreyde-Saat / sehr viel auf des Mondens Wechsel hält / und sich auf eine ebenmäßige experientz beruffet / die zwar eben nicht zuverwerffen dahero mögen wir wohl sagen daß es sicherer sey mit zunehmenden Licht oder Monden den Baum-Saamen auszustreuen. Daß man aber auf gewisse Tage achtung geben solle und z. e. auf den Tag / an welchen der Unschuldigen Kindlein Tag desselben Jahres gefallen / nichts säe oder pflantze / auf den Tag aber / da in selben Jahr der Christ-Tag gewesen / alles gesäete besser wachse und fortkomme /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/193&oldid=- (Version vom 20.8.2021)