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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ist aberglaubisch / und wird nur hier als eine Relation angeführet.

§. 25. Dieses aber ist gewisser / wenn der Baum-Saame / bey warmen und trucknen / oder nicht allzu nassen Tagen oder nach einem vorhergehenden sitsamen Regen in die Erde einzubringen ist / so nimmt sie denselbigen besser an / als bey kalten nassen / ungestümmen Wetter und Nord-Winden. Denn die Kälte / Frost oder Nässe / kömmt mit in die Erde / und so bald nicht wieder heraus; wenn aber feine temperirte Feuchte und darbey warme Lufft mit hinein kömmt, so geschiehet dem Saamen eine grosse Hülffe / und also ist wie oben mit mehrern angeführet / an der Zeit des Aussäens viel gelegen / und besorglich und wohl zu überlegen / welcher Baum-Saamen / jede Jahres Frist / am sichersten zu säen / auch nöthig daß man solche Wissenschafft nach und nach erforsche und erlange. Dann ob gleich mehr als zu wahr ist / daß ein Saame nicht wie der andere gesäet seyn will / maßen einer zeitlich / der andere langsam hervor kömmt / und wohl etzliche Monath / ja Jahr- und Tag und länger verzeucht / so geschicht es doch wohl / daß das Aufgehen durch üble Witterung dergestalt verzögert wird / daß die zarte Pflantze bey einfallender grosser Nässe / Dürre / oder Frost aus der Erde herfür kömmt und durch bricht / mit hin von dergleichen Zufällen entweder gantz verderbet wird / oder doch wenigsten sonsten Anstoß leidet / dahero scheinet am besten zu seyn / daß er / bevorab das harte Laub-Holtz also gesäet werde / damit er in Früh-Jahre / wenn alle Fröste vorbey / auf gehen möge.

§. 26. Hieraus ist nun zu schliessen / daß der Saamen / so von Saamen-Bäumen aus seinen Schalen / Zapffen / und Hülsern von sich selbsten ausfället / oder durch starcke Winde ausgeschlagen wird / auch leichtlich Schaden nimmt / und also die Natur nicht allezeit ihre wohlmeinende Würckung thun kan.

Dann wenn keine gute Witterung darauf erfolget / oder der Saame an Orte fället / wo er zu rechter Zeit nicht aufgehen kan / so kommt hiervon wenig oder gar nichts zum Anflug; hingegen wenn der Baum-Saamen / von Menschen mit Fleiß und Behutsamkeit in die Erde bracht wird / so ist doch mehr Hoffnung und Vermuthung / daß solcher bey ereignenden accidentien desto eher sein Fortkommens haben dürffte / welches wir auch an allerhand Früchten so der Mensch sonsten säet und pflantzet / wahrnehmen können; Dann wenn man das in Feld von sich selbst ausgefallene oder ausgeschlagene Korn / Weitzen / und dergleichen an siehet und zum Exempel nehmen wolte / so wird bey solchen schlechter Wachsthum zu hoffen seyn: wo aber des Menschen Hand und Hülffe darzu kömmt / so ist nechst göttlichem Seegen ein Uberfluß davon zugewarten.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/194&oldid=- (Version vom 21.8.2021)