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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 27. Da man nun zum Werck selber schreiten / und das Säen fürnehmen wolte / gleich wohl aber sich ereignen dürffte / daß man die gantzen abgetriebenen Refieren / wegen ihrer Grösse und Weitläufftigkeit mit Holtz-Saamen / als Eichen / Buchen / Eschen / Fichten / Tannen / Kiefern / Bircken etc. nicht so gleich besäen könte / so solte doch vor jetzo so bald als müglich auf den Höhen und Blößen / der Anfang gemacht und nur etwas / zum wenigsten Fleckweise besäet werden / damit dergleichen Holtz wieder aufkommen möge / da denn erfolgen würde / daß wenn diese Bäume Saamen tragen / andere übrige und nahe gelegene Oerter auch dadurch besaamet werden und das Holtz wieder anfliegen könte.

§. 28. Weil die Natur in Wäldern es also geordnet / daß von allerley Sorten Bäumen / unter einander stehen / so könte man solches bey dem Säen auch thun / oder zum wenigsten in einer Reihe diese / in die folgende / eine andere Sorte Bäume / und so fort an säen / welches denn / wofern der Boden nicht zu naß / und also bey nahe zu allerley Saamen bequem gar wohl zu practiciren ist. Wann nun in denen Furchen oder Gräben / auf einer Reihe Eicheln / auf der andern Buchen / auf der dritten Ahorn / auf der vierten Aschen / und so fort aufgehen und erwachsen sind so wird solches denen Augen eine sonderbahre Anmuth und prospect geben.

§. 29. Wolte man sich nun zum Wercke schicken und zum Säen / Pflantzen / Versetzen und Stecken des wilden Holtzes / bey so grosser obhabender Nothwendigkeit / Hand anlegen so wäre zuförderst dahin zu trachten / daß man diejenigen Sorten Holtzes fort brächte / und am meisten pflantzete / wodurch dem Holtz-Mangel schleunig remedirt und darbey das gemeine Beste befördert werde. Dahero theils solche Arten zu erwehlen / so schnelle fort wachsen / theils / welche gut nutzbares Holtz geben / ingleichen welche wegen des sonderlichen Nutzens gar nicht zuentbehren / theils auch die nur in diesen / oder auf einen Grund und Boden / besser als auf den andern ihr Fortkommens haben / und wäre also dißfalls eine genauere Erkundigung anzustellen.

Anbey würde zugleich mit ein Absehen auf diejenigen Arten zu richten seyn / welche langsam fortwachsen / damit durch unsern Fleiß auch denen Nachkommen gerathen / und sie also darvon Nutzung haben mögen.

Wir können bey dieser Gelegenheit nicht vor bey / in genauere Erwegung zu ziehen / wie daß GOtt und die Natur uns die schönsten und edelsten Geschlechter derer Bäume / als Ilme / Leinbaum / Rüstern / Ahorn in denen grösten Wäldern und Heyden / zwischen denen andern Bäumen vorjetzo nur einzeln und deren wenige weiset / und will er ohne Zweifel uns dadurch anzeigen und anführen / daß in Schweiß unsers Angesichts wir dahin streben sollen, den Saamen von solchen edlen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/195&oldid=- (Version vom 21.8.2021)