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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

oder Sauerteig-Wasser geleget wird) so kan solches den guten Saamen auch wohl so geschwind schädlich als nützlich seyn. Denn kömmt derselbige in treuge Erde / oder die Witterung fället trucken / so kan er nicht aufgehen / und die Feuchtigkeit / so er von Erweichen bekommen / schläget in eine Fäulung hinaus / in dem die truckne Erde ihn corrodiren hilfft.

Wenn aber die Erde etwas feuchte und die Witterung gut ist / befördert die Einweichung / sonderlich wenn es in guten Reegen-Wasser geschicht / das Aufgehen sehr / aber es muß etwas bedächtlich tractiret werden / dem Baum-Saamen / eine foecundation beyzubringen / und wird man sich nach dem Saamen hierunter richten müssen / ob er starck / dünn / oder dickschälig sey / jedoch soll keiner über 24. Stunden lang eingeweichet werden / derjenige aber so für Winters gesäet wird / gar nicht. Dann es kan derselbe bey ereigenden starcken Frost leichtlich in der Milch erfrieren; der Frühlings-Saamen aber / so er allzu starck eingeweichet / würde die Seele und Krafft verlieren / und das Wasser solche ausziehen. Den Baum-Saamen über Winters in Gefäße zu thun / und Schicht-weise mit Erde und Sand beschütten / feuchte halten / und auskäumen lassen / scheinet sehr gefährlich / wie wir zum theil davon bereits im zehenden Capitel Meldung gethan haben / indem er leichtlich Wassersüchtig / schimlicht und faul wird / auch im Fall / da er auskeimet die Keumen und Wurtzelgen in Handthieren / in Säen / in Einegen / oder in Stecken / sehr leichtlich beschädiget werden können. Folget aber ziemliche Hitze, Dürre / Kälte / Frost oder Näße darauf / so ist der Keim samt dem Saamen verlohren.

Wenn man hingegen den Saamen an temperirten Orten über Winters enthält / und in folgenden Früh-Jahr / so bald es geschehen kan / säet / so ist das Aufgehen und wohl gerathen / desto mehr zu hoffen.

Unterdessen ist zwar nicht ohne wenn die Einweichung des Saamens behutsam und wohl beschicht / so gehet solcher mit schönen / und fetten Stämmgen und Blättern auf jedoch hat man dabey wie oben weitläufftiger angemercket, nicht geringe Gefahr zu besorgen / gleich wie auch da man ausgekeimte Castanien / Eicheln / Nüße / Eckern etc. mit sonderlichen Fleiß stecket / daß der Keim nicht versehret wird / so befördert es den Auf- und Fortwachs um etzliche Monate.

§. 36. Dieses aber ist nicht zu wiederrathen / daß man den Baum-Saamen / ehe er gesäet wird / zu vorher probire, in ein mit Erden gefültes Gefäße etzliche Körner stecke und in einen temparirten Orte halte / um zu versuchen ob der Saame tüchtig / ob und um welche Zeit er pflege zu keimen / auf zu gehen / und[WS 1] über die Erde zukommen / damit man sich bey dem Säen / in einem und andern darnach richten könne.

Im übrigen muß der Baum-Saamen weder durch des Feuers / noch der starcken Sonnen-Hitze ausgetrucknet

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnd
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/199&oldid=- (Version vom 20.8.2021)