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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

aufgehet / dennoch das Vieh die Pflantzen wieder weg frätzet / und also ist am meisten Orten in vielen Jahren wenig / oder gar kein Wiederwachs zu hoffen / es werde dann diesem Mangel und Unheil sonderlich gesteuert und remediret / dahero ist auch niemand die Schuld beyzumessen / daß so wenig Anflug und Wiederwachs sich hin und wieder findet / weil vielleicht biß dato solches nicht zu vermitteln ist.

§. 3. Quo vero plantatio Sylvarum & arborum fiat cum effectu, non erit aequiescendum neque plantanti neque magistratui in eo quod ligna sata pel plantata sint, sed insuper utrumque oportet esse sollicitum de debito cultu usque dum excreverint in congruam, & variis tam ferarum quam pecorum damnificationibus non amplius tantopere obnoxiam magnitudinem; Qui ideo cultus pars ipsius plantationis, & ad eam pertinere videtur.

Nam si necessitas lignorum conservandorum posceret, etiam feras certa Sylvarum ab omni pastu munita parte expelli, quo minus depascendo arborum plantis nocerent, haud haberet, quod quiaque aegre posset ferre.

Ein ander Holtz verständiger spricht hiervon: Rationes oeconomicae obligant, ut inde feras expellant, donec plantulae tenellae arborum noviter satae, vel ex arboribus succisis renascentes tantisper excreverint, quo minus pecorum & ferarum arrosionibus & morsibus, ceu lethali veneno infectae e moriantur aut perdantur, ne secus destruant quod aliis conservandum incumbit, in quo hodie sere omnes peccant.

Man solte aber billig derer alten Römer Vorsorge und Gesetze hierunter / wie wir in andern Dingen durch gantz Europam thun / aufs fleißigste imitiren / weil wir befinden / daß sie ein großes Absehen gehabt den Wiederwachs zubefördern / und wo die Bäume oder Holtz abgetrieben / man an derer Stelle andere säen und pflantzen solte / davon in l. 12. pr. de Usufr. l. 9. pr. et §. 6. l. 19. ff. eod. Novell. 69. c. 1. Es ist daher gar wohl zu schließen / daß wenn ein Werck fast meist gefallen / auch von jederman negligiret wird / und nun an dem ist / daß es gäntzlich zu Sumpfe gehen / und in äuserste decadence gerathen soll / alsdenn auch jederman sich bestmöglichst zu bemühen habe / solches wieder zu erheben und die gemeine Wohlfarth zu suchen.

Wovon etwas allhier anzuführen die Nothdurfft erfordert.

§. 4. Und zwar erstlich was den Boden anbetrifft / so ist bekant / daß an denjenigen Orten / wo Feuers-Brünste in Höltzern entstanden / (dergleichen Blößen leider! in hiesigen Landen in unterschiedenen Gegenden von vielen Meil Weges in Umfang verhanden) der Wiederwachs in vielen Jahren sich nicht finden will / ja wie man von alten Leuten Nachricht hat / daß es ein Seculum und nochmehr erfordere / ehe das verbrannte Erdreich also temperiret wird / daß es den Baum-Saamen zum aufgehen annehme.

Denn die

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/208&oldid=- (Version vom 21.8.2021)