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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Erde durch des Feuers Gewalt dergestalt verbrennet und untüchtig worden / daß die Schärffe oder Asche und davon entstehende Lauge / den Saame so in selbige kömmt oder gesäet wird / zum aufgehen untüchtig machet / verbeißet / und die zarten Zäserlein und Käumen verzehret.

Aber wenn dergleichen verbranter Boden umgegraben / gehacket / oder umgeackert werden kan / daß der obere Boden eine queer Hand unterwerts / und der untere oben gebracht wird / so gehet der darein gefallene oder gestreute Saame glücklich auf / und die Wurtzeln / weil sie etwas inzwischen[WS 1] erstarcket / ehe sie nieder in die verbrante Erde kommen / wächsen glücklich fort / welches eine Sache von großen moment, und bey obberührten Orten sehr vorträglich / daß große Gegenden zum Wiederwachs und folgends wieder zu Nutze zu bringen.

§. 5. Es ist nun ferner die Frage: ob der Boden von sich selbst und aus natürlichen Eigenschafften ohne Saamen / gleichwie bey dem Graße und Kräutern beschiehet Holtz herfür bringen möge? allein wir haben oben gewiesen / daß gleichwie alle Bäume von Saamen ihren Ursprung haben / also zeigen doch die experimente, daß wo keine Saamen-Bäume stehen / auch nichts von Anflug verspühret werde / es sey denn / daß die Vogel dergleichen Saamen von ferne herzutragen.

Jedoch scheinet es auch / daß an etlichen Orten / die verfaulte Wurtzel oder Holtz-Erde / oder gar die darunter sich befindende alte ausgeleschte Asche dergleichen bey dem Laub-Holtze effectuiren wolte gleichwie bey denen andern vegetabilien und Kräutern sich ereignet / daß aus solchen verfaulten Wurtzeln oder aus der Holtz-Erde und Asche sich Wurtzeln generiren / so ihre vorige Gestalt der Kräuter wieder gewinnen und also renasciren / aber ob gleich solche Holtz-Erde etwas Wiederwachs herfür bringen möchte / so ist es doch gar wenig und nicht suffcient.

§. 6. Solchem nach ist einen ziemlichen Wiederwachs zu befördern wohl am besten / daß man Saamen-Bäume stehen lässet / wovon im zehenden Capitel mit mehrern gehandelt worden. Denn wenn solche Saamen tragen / und selbiger reiff ist / aus- und herab fället / so treibet ihn der Wind hin und wieder und besaamet die bloßen Gehaue und wüste Oerter.

Unterdessen aber darff man sich keines Weges die Rechnung machen / daß hiesiger Orten ein schleuniger und sattsamer Wiederwachs allein von denen Saamen-Bäumen zu gewarten und so nach der Natur alles zu überlassen sey. Denn es ist unmöglich daß die weitläufftigen großen Blössen von dergleichen Bäumen über und über besaamet werden solten oder aber es geschiehet solches in langen Jahren / in dem es sich meistens zuträget / daß erst eintzelne Bäume erwachsen / und wenn solche 15. 20. oder mehr Jahre gestanden haben so[WS 2] fangen sie erstlich an Saamen zu

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: innzwischen
  2. Vorlage: habenso
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/209&oldid=- (Version vom 20.8.2021)