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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

tragen / von welchem denn etwas auffflieget / welches kaum wieder in 20. Jahren sich besaamet / daß also wohl ein halbes Seculum dahin gehet / ehe die Gegend zum völligen Anflug kömmt / und denn wohl ein Seculum biß alles zum rechten Wachsthum gelanget. Hiernechst so wird der Natur hierunter allzu viel Zwang angethan / indem die Saamen-Bäume gefället / oder vom Wind um geworffen / das Reißig / Graß / Mooß und Unkraut aus denen Gehauen nicht geräumet / und der wenige junge Anflug von zahmen und wilden Thieren wieder verderbet wird.

§. 7. Bey solcher Bewandniß nun so wird das eintzige Mittel seyn / daß man durch Aussäung des wilden Baum-Saamens den Wiederwachs zu befördern suche / und also hierunter der Natur helffe und Beystand leiste / von welcher genug / daß sie uns den Saamen / Witterung und andere Nothdurfft hierzu fürstrecket und darreichet. Man wird auch bey solcher Arbeit einen nicht geringen Nutzen und Vortheil zu befinden haben. Denn man ist sicher / daß durch das Säen die Blößen über und über in einer Gleiche / von vielerley / und von besten Holtz-Arten auch in wenig Jahren zum Anflug zubringen; da hingegen der Anflug von Saamen-Bäumen nur von einerley auch wohl der geringsten Sorte geschiehet.

Dafern auch solcher Gestalt dem jungen Holtz-Anflug / oder Wiederwachs / gleich anfänglich bey dem Säen nehmlich / auf einer bequemen Gegend / ein schöner Prospect, nebst den Nutzen so man dabey zu hoffen gegeben und gezeuget werden kan / so ist es desto angenehmer / sonderlich weil es füglich ohne große Kosten geschehen mag / in dem es einerley Mühe / ob man in krumme und confuse Abtheilungen / oder in feine hübsche gerade Linien und abgeschnittene Ecken säe und den Wiederwachs in gleiche abgetheilte / oder in gewiße form gebrachte Winckel einrichte. Ingleichen können die nöthigen Strassen / Wege und Stege samt den Vieh-Trifften / fein ordentlich durch dieselbe geführet / auch schöne gerade und gleiche perspectivische Alleen und Stellwege zum Wildpreth Jagen / darinnen gelassen werden / wie die Gelegenheit des Orts und die Condition und Commodität des Besitzers es am besten zulassen und an die Hand geben will.

Bevoraus kan man das Absehen dahin richten / daß bequeme Holtz-Wege dahin abgetheilet werden / damit man desto füglicher zur künfftigen Holtz-Abfuhre gelangen möge.

Dann gewiß ists / daß durch viele / theils unnöthige und krumme Wege und Stege in denen Höltzern / großer Schade geschiehet / auch viel Grund und Boden unnöthiger Weise verderbet wird.

Wenn aber flugs anfänglich solche Wege abgesehen und eingetheilet werden / durch welche man in die fördern / mittlern und hinteren Höltzer zugleich bequem kommen kan / so wird viel Boden salviret / so sonsten dadurch vernichtiget und untragbar

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/210&oldid=- (Version vom 21.8.2021)