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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gelernet; Plinius aber ist anderer Meynung[WS 1] / und eignet es einem fleißigen Hauß-Vater / oder Bauers-Mann zu / welcher bey Aufbauung seines Wohnhüttleins / einen Ast / in einem abgestümleten Stamm gestossen / der hernachmahls ausgeschlagen / sich mit dem Stamm vereiniget / und ein schöner fruchtbarer Baum worden / dahero habe er den Sachen weiter nachgedacht / und immer ferner probiret / und also diese herrliche Besser-Kunst erfunden / auch seinen Nachbarn geoffenbahret / daß man aus allen wilden und ungeschlachten Stämmen die besten frucht-tragende Bäume zubereiten könne / welches dann biß diese Stunde denen Menschen sehr grossen und unendlichen Nutzen gebracht; gleicher Gestalt haben wir nicht zuzweiffeln / sondern uns gewiß zu versichern / daß durch das Säen der Wiederwachs auf so viel millionen Acker unausbleiblich auf zubringen / wenn wir nur anders Hand zum Werck legen, fleißig probiren und unnachläßlich Versuch thun, mit Säen emsig fortfahren / und nicht müde noch nachläßig darinnen werden / so wird der Schöpffer aller Dinge / als Autor aller Scientien und der Oeconomie uns reichlich damit segnen.

§. 18. Es findet sich auch noch ein sonderbares Mittel den Holtz-Anbau zu befördern und neben dem Säen die wilden Bäume fortzubringen und zu vermehren.

Nehmlich es ist bekannt / daß etliche Arten des Laub-Holtzes so keinen oder wenig Saamen tragen / als die Weide / Pappeln etc. sonderlich die viel und groß Marck innwendig haben / durch die Aussproßlinge / die unten am Stamm oder an dessen Wurtzeln ausschlagen / leichtlich können fortgebracht werden / denn diese Schösserlinge und Aussprößling werden unten von dem Stamm oder von der Wurtzel behutsam abgenommen / und theils mit / theils ohne Wurtzel gewonnen hernach versetzet und verpflantzet / aber die gar keine Wurtzel haben / werden in Grübgen eingelegt / und wachsen also schnell fort / als von Saamen; Auch sind eben diese und dergleichen nebst viel andern / als Hasel-Staudten, wilde Mispeln ja fast alles Laub-Holtz / Castanien / Ilmen / vermittelst der Schnittlinge fortzupflantzen / und diese so genannte Schnittlinge werden von des Baumes zarten und schlancken Aestlein abgenommen / Stecklein zu einer Ellen lang und mehr / daraus geschnitten in Grüblen zu Spannen tief mit guter Erde angefüllet der Länge nach schräg eingeleget / jedoch / daß das obere Ende 3. biß 4. quer Finger hoch oben heraus rage / und herfür gehe / alsdenn wohl eingetreten / so bekommt der Schnittling in der Erde Wurtzel / und schlägt oben aus so weit er aus der Erden stehet / und ob sie gleich nicht alle bekommen / so geschiehet es doch bey den meisten / sonderlich wenn

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Meynug
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/218&oldid=- (Version vom 21.8.2021)