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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 1.

WEnn ein Acker Holtz-Landes / zu Ober- und Unter-Holtz zugleich gezogen werden soll / und mit 7. 8. 900. biß 1000. mehr oder weniger Stämmgen / so von Saamen angeflogen / oder sonst gnüglich bestocket / und bepflantzet ist / so läßet man solche 8. biß 10. Jahr wachsen und die besten Stämmlein / die künfftig zu Ober-Holtz / d. i. zu großen Haupt-Stämmen zu ziehen / stehen / die andern aber hauet man abe / daß sie Stöcke bekommen und diese an 4. 6. 10. und mehr Sommer-Latten zu Unter-Holtze / welches sonsten auch Schlag- oder Lebendiges Holtz genennet wird / wieder ausschlagen mögen / und soll ein abgeholtztes Stämmlein oder Stock nach advenant, 2. 3. biß 4. Schuh von einander stehen.

Je besser nun die Art von Holtze ist / je mehr kan man künfftig daraus nehmen und solche zu Weinpfählen / Latten / Hopff- und Zaunstangen oder Stecken gebrauchen / da denn mehr zu lösen / als wenn es nur zu blossen Feuer- und Kohlen Holtz oder Reißig zu sammen gehauen wird.

§. 2. Es wird aber das Ober- und Unter-Holtz bloß von dem Laub-Holtz verstanden.

Denn ob wohl unter solchen Holtze bißweilen eine Tanne / Fichte oder Kiefer / entweder von sich selber / oder von eingesprengten oder zugetragenen Saamen mit aufwächset / so wird doch hier mehr auf jenes als dieses gesehen.

Das Ober-Holtz bestehet in allerhand Bau- Bret- Böttiger und andern Zimmer-Holtz / auch in Mast- und Obst-Bäumen / als in Eichen / Buchen / Castanien / wilden Apfel-Birn und Kirsch-Bäumen / Ahorn / Aschen / Ilmen / Bircken / Aspen etc. in Summa in lauter guten Laub-Holtz / die zu Haupt-Stämmen / bis 40. 50. 80. 100. und mehr Jahre gezogen werden.

Nun mag es nach eines jeden Ortes Gelegenheit und Zustand reguliret werden / welche Arten der Boden am besten träget und treibet / ingleichen welche von von ein und andern Sorten am nutzbaresten / oder am meisten von nöthen seyn / oder mit bessern Nutzen / ins Geld zu setzen. Dann 1. Schock Stangen von Aschen / Ilmen / Eichen / so aus den Unter-Holtz gehauen werden / gelten mehr als 1. Schock von Aspen und Weiden.

Auch ist die Eiche wohl eines von dem besten Ober-Holtze / so wohl zum Bauen als zur Mast; wo man aber dieses beydes nicht sonderlich / bevorab wegen des Wasser- Schiff- und Wein-Baues zu consideriren hat / so ist vorträglicher / ander Ober-Holtz / als Ahorn / Buchen / Castanien / Aschen / Ilmen / Bircken / Aspen / etc. stehen zu lassen / denn sie wachsen viel

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/220&oldid=- (Version vom 21.8.2021)