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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

schneller und geschwinder / und in einem Jahr mehr / als die Eichen in 2. oder 3. Jahren daher; nehmen mit den Aesten nicht so viel Raum ein / und deswegen verdemmen sie weder das Unter-Holtz und Gräserey / noch sich selbsten / sondern können näher und dichter beysammen stehen als die Eichen.

§. 3. Das Oberholtz nun soll sonderlich zu einen guten Schafft gezogen werden / und nicht viel ausgebreitete Aeste haben.

Zuförderst aber sind ihm die Räuber / so unten am Stamm ausschlagen zu / benehmen / wie dieses Virg. beobachtet: Ramos compesce fluentes Georg. 2. damit es eher fortschieben und zum Bauen tüchtig sey / auch das Unter-Holtz besser darunter Raum / Sonne / und Safft haben könne / dahero das krumme / niedrige und verbuttete Ober-Holtz bey zeiten abzuhauen / und hingegen feine gerade Laßreißer zu lassen / die mit der Zeit einen guten Schafft bekommen mögen.

§. 4. Wie viel Stämme aber nun von Ober-Holtz man auf einem Acker stehen lassen soll / sind unterschiedliche Meynungen.

Die meisten halten dafür / sie sollen 30. biß 35. Schritte von einander stehen / so komme alsdenn dem Unter-Holtz so viel zu gute / daß es besser wachsen kan.

Aber hauptsächlich laufft alles auf Erkäntniß eines guten Haußwirths hinaus / der sich sonderlich nach den Unterschied des guten und unartigen Bodens hierinne zu richten hat.

Wiewohl es auch gewiß ist / daß das Ober-Holtz das Unter- oder Schlag-Holtz und die Gräserey sehr verdrücket / und daran in wenig Jahren mehr Schaden thun kan / als das Ober-Holtz an sich selbsten werth ist; Alleine / man muß dabey wohl überlegen / welches man von beeden bedürfftig / oder welches eher in das Geld zurichten und an Mann zu bringen sey. Sonsten ists gewöhnlich und an vielen Orten bräuchlich / daß auf einem gemeinen Acker (1.) nicht über 8. oder 10. große Eichen oder andere gute Arten von Haupt-Bäumen / das übrige (2.) an so genannten angehenden Bäumen / (3.) an Vorständern (4.) an Laßreißern / dergestalt in allen etliche 30. Stücke gelaßen und alsdenn bey jeden Gehaue nach und nach etwas abgetrieben werde / damit ein continuirlicher Nutzen und von jeder Sorte stets 8. Stücke stehen bleiben / und also eines das andere immer von Jahren zu Jahren ablöse.

Als nehmlich / die angehenden Bäume ersetzen die Stellen der gefällten Haupt-Bäume / und die Vorständer / die angehende Bäume und so fort an.

Von denen Laß-Reisern aber könte wohl ein mehrers stehen bleiben / weil sie wegen ihrer Jugend und Zartheit leicht ausgehen und von Wind und Schnee verderbet werden / damit man was zu zu büßen und bey Abgang der andern die

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/221&oldid=- (Version vom 21.8.2021)