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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 9. Es sind aber diese / als auch vorgemeldte Wälder und Gehöltze nicht mehr vollständig / sondern / wo sie nicht sonderlich gehäget / oder ihnen wegen der Lage und Beschaffenheit des Orts nicht wohl beyzukommen / ziemlich mit Blössen angefüllet / welches um so vielmehr zu bewundern / indem Teutschland / so zuvor mit Holtze überladen gewesen / anietzo über dessen anscheinenden Mangel Klage führen muß. Dahero die Teutsche Nation nicht Ursache hat ihre / oder diejenigen Provintzien / wo zuvor viel Wälder und Höltzer anzutreffen gewesen / gleich denen Persianern / TABARESTAAN, das ist so viel in ihrer Sprache gesaget / als ein Ort der Keile und Klötzer zu nennen / weil man keine Keile zu Spaltung des Holtzes von nöthen / oder auch wenig grosse Klötzer-Bäume in theils Teutschen Ländern mehr gefunden werden.

§. 10. Bey dem Beschluß dieses Capitels könte man wohl diese Frage thun: Ob GOtt der Herr / was die Bäume und deren Früchte anlanget / denen warmen Ländern mehr Antheil und Nutzen als den kalten / (unter diese der meiste Theil Teutschlandes zu rechnen /) zugeleget? Allein / wenn man der Sachen etwas nachsinnet / so scheinet / als wenn die Göttliche Allmacht eine ziemliche Gleichheit hierinne getroffen / nach Davids Worten: Daß des grossen GOTTes Güte reiche so weit der Himmel ist. Denn haben gleich die in warmen Ländern etwas mehr delicatere Früchte / und brauchen keine warme Kleider / und Stuben zuheitzen. So haben die in kalten desto mehr Holtz zum Bauen und Brennen / und ist Grund und Boden / solches herfür zu bringen / sonderbar darzu genaturet / auch sind die Früchte und Weine dauerhaffter / und halten sich länger / in kalten Ländern / ja wenn man Fleiß darauf[WS 1] legen wolte / so könten allerhand fremde Früchte herfür bracht werden / wie man in Teutschland / sowohl der Weine / als Früchte halber / gnugsam sehen mag.


Das Andere Capitel /

Von sonderbarer Hochachtung der Wälder

und Bäume.

§. 1. Warum die Alten vor denen Wäldern und Bäumen eine tieffe Veneration getragen.

§. 2. Warum sie ihren Gottesdienst daselbst verrichtet.

§. 3. Von geheimen Oertern oder Tempeln in denen Wäldern.

§. 4. Vom geheiligten Wald oder Häyn zu Marseille und Daphne bey Antiochia. Epidaphne. Hayne der Alten sind Asyla.

§. 5. Wälder und Bäume sind nach Meynung der Alten gewisser Götter Aufenthalt und Leben.

§. 6. Oracula in Wäldern.

§. 7. Vögel und Thiere in Wäldern werden vor heilig gehalten.

§. 8. Gewisse Arten von Bäumen / so denen Göttern geeignet.

§. 9. Das Volck GOttes im alten Testament

ist mit dieser abergläubischen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: daranf
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/23&oldid=- (Version vom 17.1.2018)