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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Haupt-Stamm Schaden / wenn man solche aufkommen läßet / oder sind Ursach / daß er gar verdirbet / indem der Safft / so dem gantzen Stamm zu Nutze kommen solte / sich alsobald bey denen Schösserlingen arrestiret und solche fortschiebet / hingegen dem Obern Stamm die Nahrung entziehet / oder nicht in die Höhe treibet / daß solcher von oben herein verdorret / und nach und nach abstehet. So geschiehet auch großer Schade / wenn solche Schößlinge oder Sprossen dergestalt abgeschnitten und abgehauen werden / daß zugleich etwas von der Haupt-Wurtzel mit fortgehet / dadurch dem Stamm die Krafft / so die Wurtzel geben soll / mit entzogen wird.

§. 5. So ferne nun das Säen der wilden Bäume in hiesigen Landen soll eingeführet werden / wie denn solches die Noth gnugsam erfordert / so würden sich schon Leute finden so gewisse Baum-Schulen anrichten / das Schock oder Hundert von Aschen / Rüstern / Ahorn / Linden / Eichen / Buchen / Bircken etc. um einen gewissen Preiß verkauffen / und also ihre Nahrung damit treiben dürfften.

So kan man auch ohngefehr wissen / wie viel Stämme ein guter Arbeiter und Tage-Löhner ungefehr des Tages setzen kan / und also wird leicht die Uberrechnung zu machen seyn / wie hoch das Tausend zu kauffen und zu setzen komme.

§. 6. Es ist aber hierbey zu erinnern / daß das Ausheben oder Versetzen vornehmlich von dem Laub-Holtz zu verstehen. Denn das Tangel-Holtz als Tannen / Fichten / Kiefern nicht viel Künstlens leiden / sondern nur von der Natur geheget und fortbracht seyn will; Ingleichen daß nicht nur zarte und junge Stämmlein, sondern auch in etwas starcke und erwachsene fortgesetzet werden können, wovon auch etwas in diesem Capitel gedacht werden wird.

§. 7. Das Wald-Holtz ist am besten zu versetzen / wenn es noch klein / und etwan anderthalb bis 2. Ellen hoch / so braucht es keines Anpfählens / indem es der Wind nicht fassen kan / welches sonst viel kosten und Mühe verursachet.

Jedoch sind auch Bäume / so zwey / drey / bis vierspältig starck seyn / mit guten Effect auszuheben / und zu versetzen / nehmlich man muß dahin trachten / daß bey dem Ausheben / viel Erde an der Wurtzel behangen bleibe / und zu dem Ende / ein Graben rund um dieselbe herum geführet werde / sonderlich bey Frost und Winters-Zeit / da wird Wasser darzu gegossen / daß die Erde an die Wurtzeln friere / und also der Baum damit versetzet werde.

Bey denen Bäumen / so versetzet werden sollen / ist vor allen Dingen zu beobachten / daß sie an Wurtzeln zasicht / an der Rinde glatt / an Stamm gerade / an Ober-Gewächse schön und frisch seyn.

§. 8. Was die Zeit / wenn man am füglichsten und nutzbaresten versetzen und fortpflantzen könne an betrifft / so ist vor Michaelis oder in Sommer dergleichen vorzunehmen nicht tauglich /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/239&oldid=- (Version vom 21.8.2021)