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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

man auch sich in acht nehmen / daß bey dem Ausheben die Schale nicht verletzet werde.

So aber etwan eine Wurtzel zerbrechen würde / die muß man feinglatt abschneiden und den Schnitt mit etwas Leim bestreichen / wie sich denn überhaupt vor aller Verwundung der Bäume und Wurtzeln wohl zu hüten ist; denn so viel Schnitte / so viel Wunden; und so viel Wunden / so viel Gefahr / daß der Baum ausgehe / oder daß er nach und nach verderbe / hohl werde / oder sonst keinen Wachsthum erlangen dürffte.

§. 11. Es lassen auch viel bey Aushebung der Stämmlein so viel Erden als an der Wurtzel bleiben will / hangen / versetzens auch also wieder / welches denn nicht zu wiederrathen / und sonderlich bey dem Tangel-Holtz / wenn man den Rasen und Erde bey und an der Wurtzel erhalten / und also versetzen kan / dahero dergleichen Stämmlein außerhalb ihrer Wurtzel umgraben / die Erde alsdenn unterhalb dem Stämmlein loß gemachet / angefeuchtet und derb gedrucket, und also mit Rasen und Erden ausgehoben und wieder versetzet werden.

§. 12. Wie nun weiter ein ausgehobener und zum Versetzen bestimmter Baum zuvor zu praepariren / an Gipfel Aesten und unnöthigen Wurtzeln zubeschneiden / sind vielerley Meynungen.

Die vornehmste / welche auch bewährt und sehr vorträglich befunden worden / ist / daß man insgemein bey dem Laub-Holtz an denen Bäumen / so traublich und Aestig wachsen sollen / die Gipfel abschneide; an denen aber die man zu einen rechten und hohen Schafft haben will / läßet man solche stehen / nimmt hingegen die Aeste / die keinen rechten Wachsthum haben / sammt denen beschädigten Wurtzeln / wie auch die Spieß oder Hertz-Wurtzel so gerade nieder in die Erde gehet hinweg / als welche zwar in guten Boden / aber nicht in geringen beym Versetzen dienlich ist.

Denn weil solche unter sich gehet / so erreichet sie die todte Erde / und ziehet also bösen Safft an sich / so dem Baum und der Frucht schädlich fället / oder ihn gar unfruchtbar machet.

§. 13. Was aber hier von Beschneiden gemeldet worden / solches ist nur von Laub- und nicht von Tangel-Holtze zu verstehen / denn da darf man die Tannen / Fichten / Kiefern etc. an denen Gipfeln nicht verletzen / sonsten ist der Stamm schon so viel als verlohren / allermassen diese Art Bäume gar keinen Schnitt oder Hieb an Gipffel / aber noch wohl etwas an Aesten vertragen kan / hingegen werffen sie ihre unnöthige Aeste unten herum selber ab / und verwächset der Ort nachgehends mit der Rinde.

Es dienet aber das Beschneiden der Aeste an den Laub-Holtze auch zum theil dazu / daß sie der Wind nicht so fassen und beschädigen könne / bis sie einwurtzeln.

Wiewohl

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/242&oldid=- (Version vom 21.8.2021)