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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

aufreiset / dahero auch vor Zeiten die Bilder der Götzen aus solchem Holze geschnitzet worden / und sind die Thüren an dem berühmten Tempel der Diana zu Epheso von solchem Holze gewesen / so wie Plinius bezeiget / an die 400. Jahr gedauret. Die Zapffen ähnlichen fast denen am Lerchenbaum / aber härter und bitterer am Geschmack; sie stehen in der Höhe oder aufwerts und hangen nicht niederwerts / wie an andern Holz-Bäumen.

Es giebt dieser Baum auch ein Harz / so zwar dünne und fließig / aber sehr scharff an Geschmack. Vormahls ist Er dem Plutoni gewidmet gewesen / als dem vermeinten GOtt der Todten / dahero auch die Gräber mit Cypreßen gezieret worden / und war es vor deßen Gebrauch / daß man mit Cypreßen die Thüren der Häuser bemercket / in welchen ein Todter anzutreffen / massen auch der Uhrsachen halber die Cypreße von den Poeten invisa, funebris und feralis genennet wird / wie denn auch dessen Holz zu den Scheiter-Hauffen gebrauchet und darauf die Todten Cörper verbrennet worden / daß dessen guter Geruch den Leichenstanck mäßige.

Sonst grünet dieser Baum das gantze Jahr durch und wird meist in warmen Landen gefunden / wie man denn in Candia meistens Cypressen Holz zum Bauen und Brennen gebraucht. Doch sollen auch die Cypressen auf den höchsten und stets mit Schnee bedeckten Gipffeln des Berges Ida wachsen.

In Persien giebt es dieser Bäume eine große Menge / die von unglaublicher Dicke und Höhe seyn / wie denn zu Schiras in den Königl. Garten dessen sonderbare Zierde sie sind / Cypressen anzutreffen seyn sollen / die so dicke / daß sie 3. starcke Männer nicht umbgreiffen und die Höhe oder Spize keine Armbrust Kugel erreichen kan / ja die Vogel / ob gleich ein Schuß nach ihnen geschicht / oben still und sicher sitzen / und sich nicht scheu machen lassen. Es werden die Cypressen durch den Saamen fortgeflantzet / auf welchen aber sonderlicher Fleiß gewendet werden muß. Wenn die Zapffen reif sind / so thun sie sich selber auf und lieget ein gar kleiner und dünner Saame darinne / welcher / so er ausgefallen nicht anders / als von einem der Sache wohlerfahrnen Menschen kann ausgelesen werden / wie Theophrastus schreibet. Man kan solchen Saamen aus Italien und andern warmen Ländern bekommen. Hier zu Lande wird er im April gesäet / und durch ein Sieb aufs Erdreich geretelt / hernach ein wenig Erdreich darüber gesiebet / denn er sonst durch festes und schweres Erdreich nicht durch kommen kan / und will begossen seyn.

§. 13. Das Ebenholtz wächset häuffig in Indien und sonderlich in Mohrenland wie Dioscorides schreibet lib. 1. c. n. und Plinius lib. 12. c. 4. &. lib. 4. c. 30. meldet / daß bey der Stadt

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/259&oldid=- (Version vom 21.8.2021)