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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Meroë in Mohren-Lande gantze Wälder von dieser Art Bäumen gefunden / dahero auch LUCANUS dieses Holtz Ebenum Meroiticum nennet / und haben vor dessen die Könige in Mohren-Land denen in Persien an statt des Tributs alle 3. Jahr hundert Stangen von Eben-Holtz / wie Plinius meldet / oder 200. nach Herodoti Bericht nebst Gold und Elephanten-Zähnen reichen müssen. Bey dem Propheten Ezech. cap. 27. v. 15. wird gedacht, Die von Dedan sind deine Kauff-Leute gewesen / und hast allenthalben in den Insulen gehandelt / die haben dir Helffenbein und Ebenholtz verkaufft. DEDAN heist ietzo Dadena, Land und Stadt in dem glückseeligen Arabia zu dem Königreich Ormus gehörig / an dem Ufer des Persischen Meerbusens / nicht weit von der Meer-Enge Basora von dannen man leichtlich in Indien schiffen kan / davon beym Bocharto in Phaleg, lib. 4. c. 6. nachzusehen / dannenhero durch besagten Meerbusen die Indianischen Wahren als Elephanten-Zähne und Eben-Holtz gar wohl haben können herbracht werden. Es ist das Eben Holtz sonderlich bekant / wegen seiner Härte / wie auch schwartzen Farbe / massen die Mohren / wie SOLINUS schreibet / ihre Götter aus solchen Holtze zuschnitzen gepflogen / auch ihre Trinck-Geschirre aus solcher Materi bereitet / in Meinung / daß alles schädliche durch Brauchung dieses Holtzes abgewendet werde.

Welches was die Götzen-Bilder anbelanget / kein Wunder ist / weil die Mohren ihr Schwärtze vor die schönste Farbe halten / und deswegen ihren GOtt schwartz als einen Mohren / den Teuffel aber weiß vorstellen.

Aber wieder auf vorgedachte Härte zukommen / so soll dieses Holtz zuhauen oder zu fällen eine blutsauere Arbeit seyn / derhalben lauter Sclaven dazu gebraucht werden / und wird diese Arbeit beschwehrlicher gehalten als das Rudern auf den Galeren.

Wenn etwas thuliges aus den Eben-Holtz gemacht werden soll / so ist erfunden worden / daß so bald solches gefället / Bretter daraus geschnitten werden müssen / welche biß zu 9. Schuhen tieff in die Erde vergraben werden / iedoch / daß das Erdreich etwas feuchte sey.

Diese Bretter oder Pfosten nun / bleiben / nachdem sie dicke oder dünne sind / 2. biß 3. Jahr in der Erden liegen / hernach so sie heraus genommen und zu verarbeiten gebraucht werden / so ist das Holtz geschmeidig / zerspringet und zerspaltet nicht so leicht / lässet sich wohl hobeln und glatt machen / und siehet weit schöner / als das ungeröste oder unvergrabene Holtz.

Der Eben Holtz-Baum soll starcke Wurtzeln haben und werffen / daß Er vor allen andern Holtz denen grossen Sturm Winden und Orcanen, so in Ost-Indien sehr grausam und erschrecklich zugehen pflegen / widerstehen können / und als denn alleine stehen bleiben und sich erhalten / da die andern

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/260&oldid=- (Version vom 21.8.2021)