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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

hinauf. Der Zimmet-Baum soll wie ein Weiden-Baum aussehen / und hat 3. Rinden / die mittlere ist die beste / hernach die äuserste / die innere aber bleibet unberühret oder unbeschädiget / sonst verdirbet der Baum.

Es soll eine rechte Kunst oder Wissenschafft seyn / die Zimmet-Rinde abzunehmen / und muß man von Jugend auf darbey hergebracht seyn.

Zu Schweinfurth in Francken / hat man Würtz-Nelcken Bäume / in die Weinberge daselbst gepflantzet / welche auch Früchte tragen sollen.

Ingleichen hat man auch eine Art Jüden-Kirschen aufbracht / welche zeitlich blühen / und ziemlich schöne Früchte herfürbringen / auch Bäume von etzlichen Ellen hoch treiben.

§. 27. So schreibet auch der Ritter DE CHAUMONT in seiner Siamischen Reise-Beschreibung / daß die Orientalische Compagnie in Holland bey Capo de bonne esperance einen ziemlich grossen und schönen Garten habe / der mit Stacketen oder Pallisaden von einer Art Holtze verwahret / so beständig grüne bleibet. Der große Spazier-Gang / so 1450. Schritte in der Länge und fast gantz mit Citronen-Bäumen besetzet / soll auch unvergleichlich schön anzusehen seyn.

Dieser Garten sey sehr wohl abgetheilet: In dem einen Quartier oder Orte sähe man lauter Obst-Bäume / und die ungemeinesten Gewächse aus Asia; In dem andern die fürtreflichsten Gewächse und Obst aus Africa; In der dritten Abtheilung wären Obst-Bäume und Gewächse / so in Europa vor das ausbündigste und beste geachtet werden; Und endlich befänden sich die Gewächse und Obst-Bäume so aus America dahin überbracht worden.

Woraus denn zuschließen / daß nicht allein frembde nützliche Gewächse an andern Orten unter einem andern climate wohl fortzubringen / sondern auch hierinnen wohl gedachten Nationen nachzugehen so nützlich und Lobwürdig / als curiös sey. Denn daß unterschiedliche Arten / so wohl von fruchtbahren als wilden Bäumen aus einem Lande in das andere gebracht worden / und annoch zu bringen seyn möchten / ist nicht zu leugnen / allermaßen wir heutiges Tages dergleichen noch finden / als die Cedern: It. den Lerchen-Baum / welche auf den höchsten und kältesten Gebürgen wachsen / jene zwar in orient dieser aber auf den Alpen und Schweitzer Gebürgen / und gleichwohl ist die curiosität noch nicht so hoch gestiegen / solche in hiesigen Landen beständig zu pflantzen und der Lufft anzugewehnen.

Es lieget auch viel daran / daß wir die Wissenschafft und Nachricht nicht haben wie solche fortzubringen und zu pflantzen seyn möchten / aber / ob es nicht zu erlangen sey / entstehet die Frage? Die Hoffnung kan uns nicht entstehen / daß GOtt auch dergleichen Fleiß und treue Meynung, so zum allgemeinen Besten angesehen / seegnen und nicht gäntzlich fehl

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/267&oldid=- (Version vom 20.8.2021)