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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

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Zu des Neronis Zeiten hat man wohl dreyßigerley Sorten von Feigen gehabt / und sind die grossen Generals und Raths-Personen so curiös darinnen gewesen / und die Früchte so hoch aestimiret worden / daß sie ihnen auch ihre Nahmen zugeleget / oder sie nach sich genennet, gleich als ob sie dem Vaterlande einen grossen Nutzen gebracht / daß sie solche Früchte aus andern Ländern angeschaffet.

Was die Römer auf die Schattenreiche Bäume / als Ahorn und dergleichen gehalten / ist anderswoher gnugsam bekandt.

Ja sie sind nebst denen Griechen hierinnen so delicat gewesen / daß sie auch etliche Bäume / sonderlich eine schöne Art / so aus Persien kommen / an statt des Wassers mit Wein begossen / und sich fürgestellt / daß gleichwie man unter ihren Schatten gern Wein trincket / und sich damit anfeuchtet / also wäre es nicht unbillich / daß man sie gleichfalls mit dem Wein begiesse / dabey sie denn wahrgenommen / daß diejenigen / so mit dem meisten Wein begossen / oder[WS 1] damit befeuchtet worden / schöner Laub bekommen / auch tieffer eingewurtzelt / als die andern.

§. 30. Von denen lieben Alten wurden vor dessen nur viererley Gattungen und Arten der Citronen beschrieben; allein durch vieles fleißiges Nachsinnen über Pflantzung / Wartung / Impfen-Peltzen und dergleichen ist es so hoch gebracht / daß wie Tanara schreibet / deren bey achtzigerley Arten ietzo gefunden werden / daraus füglich zuschliessen / daß bey andern Bäumen / in Fortpflantzung derselben aus frembden Orten / die emsige Wartung und Nachdencken / wie solche am besten anzubauen / zuvermehren / grösser und stärcker zu ziehen und zu erhalten / viel beytragen und nutzen könne.

So soll es auch kaum ein halb Seculum seyn / daß die Portugiesen Reiser aus China in Portugall von denen süssen Pomerantzen gebracht und gepfropffet haben / die sich denn so gemehret / daß man anietzo darvon gantze Wälder voll daselbst findet / zu grossen Nutzen des gantzen Königreichs / daraus ebenfalls und abermahls wohl abzunehmen / daß noch viel / so wohl fruchtbahre als wilde Arten Bäume / aus frembden Ländern auch hiesiger Orten könten fortgebracht und gepflantzet werden.

§. 31. Ob man auch gleich für diesen für unthunlich geachtet / und gezweiffelt / daß ein oder andere frembde Frucht in Teutschland aufzubringen / so hat doch nachfolgends der glückliche Effect gantz ein anders gewiesen / und ist zu grossen Nutzen derer Länder die Färber-Röthe in Schlesien / der Waydt in Thüringen / der Reiß in Reich / der Toback fast durch gantz Teutschland / und die Rube-Saat / Pattates, und Saffran in Oesterreich / aufbracht worden.

Es wird auch geschrieben / daß es nicht gar lange sey /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/269&oldid=- (Version vom 21.8.2021)