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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wieder herunter in die Aeste und Stämme vertheilet / so dringe und lauffe solcher nicht zur Wunden heraus / und dannenhero verheile und verwimmer solche eher und überlauffe mit einer Rinde / wozu denn die warme Lufft und Witterung mercklich helffe.

Am rathsamsten aber ist es / daß solches Beschneideln im Frühlinge / bey Ausgang des Februari, oder im Anfang des Martii in der Fasten / wenn das Laub noch nicht ausgeschlagen / geschehe.

Denn im Herbst ist es wegen der darauf folgenden Winter-Kälte nicht thunlich / weil solche das verletzte Ort bald angreiffet.

Die alten Bäume werden in abnehmenden / die Jungen annoch wachsenden Stämme aber / in zunehmenden Monden ausgeputzet und beschnitten.

Desgleichen wenn etwas beschnitten wird / so wieder und annoch wachsen soll / muß es in zunehmenden Monden beschehen / was aber nicht wieder wachsen und ausbleiben soll / in abnehmenden. Es geschiehet auch offt / daß an Wurtzeln große Knoten wachsen / dahin sich der Safft ziehet und dem Baum die Nahrung entgehet; Solchem nun zu begegnen, muß man in abnehmenden Monden dergleichen Knoten durch saubers und behutsames Aufziehen der Erden von der Wurtzel aufheben / die Knoten beschneiden / und den Schnitt mit Leimen oder Erden verschmieren / die Wurtzel wieder wohl zudecken und also dem Baum seinen völligen Safft wieder verschaffen.

§. 12. Ferner ist es auch nicht undienlich den Bäumen / daß man das vielfältige Moos und äußere harte Rinde abschabe / damit die innere junge besser hervor kommen / die Schahlen sich ausdehnen und in die Dicke wachsen mögen.

Doch ist wohl vorzusehen / daß man der innern Rinde / darinnen der Safft ist / nicht Schaden thue.

Die äuserste Rinde oder Moos verwahret zwar den Stamm etwas vor den Frost / wenn sich aber Eiß an solche hänget / so erkältet es auch desto mehr die Bäume / und den Ort wo es ist. Es geschiehet aber solches Abschaben des Mooses und der rauchen Schalen nach einen guten Regen zu Frühlings-Zeiten / in neuen oder zunehmenden Monden.

Besser aber ist es / wenn man theils die Haupt-Ursache hebet und die vielen Feuchtigkeiten / so den Baum mosig machen / durch Graben vom Stamm abziehet. Dieses Baumschaben ist auch gut wieder den Baum-Krebs / Baumnagende Würmer und ander Ungeziefer / daß es sich nicht unter der Rinde aufhalten kan.

Schädlich aber ist das Moos und alte Rinde kurtz vor den Winter von den Bäumen zuschaben / denn der starcke Frost hernach desto eher im Stamm dringen und solchen beschädigen mag / derhalben soll solches wie gedacht im Frühling beschehen.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/278&oldid=- (Version vom 20.8.2021)