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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ohne Zweiffel wegen des vielen Schwefels und olität / so sie bey sich führen.

Hingegen aber / wenn Frühlings-Zeit ein Frost oder Reif entstehet / da die jungen Sproßen an Aesten und Gipfeln ausgeschlagen / so erfrieren solche gar leichtlich / werden roth / endlich dürre / und fallen ab / welches gar betrübt anzuschauen / daß ein / ob wohl geringer Frost / dennoch so großen Schaden thun könne / dann selbiges Jahr bleibet der Wachsthum an solchen Gipffeln und Aesten gantz und gar zurücke.

§. 5. Es ist auch dieses nicht zu übergehen / daß unter denen Hartz-Bäumen keiner mehr Saamen oder Zapffen träget / als die Kiefer / denn sie hat ihre Aeste von den untersten bis zum obersten damit beladen / und nechst dieser die Fichte / die ihre Zapfen meist um dem Gipffel des Baums und an denen Aesten hat / daß eine solche Fichte deren etliche Schock führet und träget.

Dieser Baum trägt auch gar zeitlich Saamen / wenn er kaum 5. 6. oder acht Ellen hoch ist / welches aber die Tanne nicht thut / als die erst in ihrem rechten Wachsthum Zapffen hervor bringet / welche auch meist um dem Gipffel herum stehen.

§. 6. Was grossen Nutzen nun / das Hartz-Holtz diesen unsern Landen bringe / ist gnugsam bekant / und also unnöthig allhier davon viel anzuführen / deswegen wär auch dahin zu trachten / wie solches durch Fleiß und Arbeit vermehret und dadurch die Nahrung befördert werden möge. Dergleichen einer vornehmen Fürstin sonderbahr nachgerühmet wird / daß sie das Tangel-Holtz in dem Meckelburgischen gar glücklich soll eingeführet und haben säen lassen. Es lieget selbige in Güstrau begraben / und ist die weyl. Durchl. Fürstin und Frau / Sophia / eine gebohrne Konigliche Princeßin in Dännemarck. Durch dieses Mittel ist sonderlich das Kieffern-Holtz in grosser Menge aufbracht worden / zu mercklichen Nutzen der hohen Obrigkeit und des gantzen Landes allda.

§. 7. Solch Tangel-Holtz wird wie im vorigen Theil angeführet / durch den Saamen vermehret / welcher in Zapffen enthalten ist.

Dieser wenn er von sich selber von Stamme aus- und auf die Erde fällt / gehet auf / und mehret sich also sothanes Holtz ohne eintzige menschliche Arbeit.

Alleine / weil es langsam darmit hergehet / sich auch hierbey viele Hindernisse ereignen / als ist vonnöthen / wenn man nicht gar von Holtz-Vorrath kommen will / den Saamen zu rechter Zeit zusammlen / und durch Menschen-Hand in die Erde zubringen. Wie nun solches geschehen müsse auch wie der Saamen auszustreuen / zu verwahren und dergleichen / darvon ist in vorhergehenden ausführlich gehandelt worden / dahin wir uns beziehen und anietzo nur dieses anmercken wollen, daß wenn der Saamen von sich

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/286&oldid=- (Version vom 20.8.2021)