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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

der Erden aufwachsen / wie die Schrifft selber redet / Gen. II. 9. allerley Bäume / lustig anzusehen / und gut zu essen; da denn ohne Zweifel die wilden Bäume ihren Antheil hiebey haben / weil sie lustig anzusehen / theils / wegen ihres verwunderlichen hohen Stammes / theils wegen ihres grünen und dicken Laubes / theils über Sommers und Winters stets grünenden Tangels / wie auch daher rührenden anmuthigen und kühlen Schattens.

§. 13. Es wurden zwar wohl der leidigen Sünde halber / die Menschen von diesen so schönen Orte ausgetrieben; jedoch die Lust / bey und / unter den Bäumen zu wohnen / wurde von Zeiten zu Zeiten fortgepflantzet / so gar / daß auch berühmte und heilige Leute ihren Aufenthalt bey denenselben zu nehmen / kein Bedencken trugen. Abraham der Ertz-Vater / so ein Fürst Gottes genennet wird / wohnete in den Hayn oder Walde Mamre, allwo er GOtt selbst / so ihm in angenommener Menschen-Gestalt erschiene / bewirthete. Gen. XVIII. Debora die Prophetin und Richterin Israels / wohnete unter den Palmbaum zwischen Rama und Bethel auf dem Gebürge Ephraim, wie zu lesen Jud. IV, 5. anderer mehr / vor dißmahl zu geschweigen.

§. 14. Unsere Vorfahren die uhralten Teutschen / welche es ihrer angebohrnen / und sehr hochgeschätzten Freyheit verkleinerlich hielten / in verschlossenen Städten und Plätzen zu wohnen / erkiesten mehrentheils zu ihren Aufenthalt solche Oerter / welche wegen ihrer schönen und schattenreichen Bäume / klaren Brunnen und Quellen / oder fetten Weide und Wiesewachs / sich vor andern annehmlich machten / maßen solches TACITVS bezeuget mit diesen Worten: Nullas Germanorum Populis urbes habitari satis notum est, ne pati quidem inter se iunctas sedes. Colunt discreti & diversi, ut fons, ut campus, ut nemus placuit. de Mor. Germ. c. XVIII. oder: Es ist bekant / daß die Teutschen sich nicht in Städten aufhalten, ja sie leiden nicht einmahl / daß man neben und an einander Wohnungen habe. Ein iedweder ist vor sich a part, nachdem ihn seine Beliebung träget / sich an einen Brunn / an einen flachen Felde oder Walde nieder zu lassen. Ihre meiste Ubung und Nahrung / wenn sie nicht mit Kriegen beschäfftiget waren / suchten sie in den Wäldern mit Jagen / Hetzen und Vogelfang / mit Sammlung Eicheln / Buchäckern zur Mästung des Viehes / und was dergleichen mehr; und ist kein Zweiffel / daß nebenst dem / wie oben gedacht / die Wälder vor etwas Göttliches von ihnen gehalten worden / und die dicken und finstern Oerter / da man seinen Gedancken hat recht Audienz geben / und von allerhand speculiren können / ihnen sonderlich gefallen. Es hat sie auch vor andern vergnüget / der Schall und Wiederhall der

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/29&oldid=- (Version vom 17.1.2018)