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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Labitur unita vadis Abies
It. Apta fretis Abies, in montibus editur altis
Est & in adversis maxima, commoditas.
It. Montibus oceanas Abies descendit in undas
Non horret fluctus mens animosa fide.

Und werden vornehmlich zu den Mast-Bäumen grosse und gerade Tannen gesuchet / dergleichen in unserm Teutschland / wie auch in der Schweitz anzutreffen.

Man hat daher sonderlich von Zofingen vor Alters viel dergleichen auf den Rhein / biß nach Holland / und sofort weit und breit / auch biß Genua geführet / und sollen die Tannen an die 130. Schuh hoch seyn / wiewohl es im Schwartz-Wald auch grosse Tannen giebt / die aber nicht so dauerhafft als jene seyn.

§. 18. Nächst der Tanne ist die Kiefer oder der Kien-Baum. Dieser Baum wird insgemein Pinus genennet / aber irrig / denn es ist ein grosser Unterscheid zwischen der Pinu sativa und unserer Kiefer / so billicher Pinaster Taeda genennet wird. Wir wollen von der erstern nur etwas weniges berichten.

Es wächset zwar solcher hier zu Lande nicht / jedoch ists zubedauern / daß man nicht emsiger suchet / ihn aufzubringen / dann es ist ein sehr nützlicher / und dabey hoher und gerader Baum / der oben viel Aeste von sich wirfft / welche sich wieder in andere Aestlein vertheilen / hat harte / dünne über 2. Glied länglichte und sehr spitzige Tangeln oder Nadeln / so stets grünen / trägt auch lange und mit vielen Schalen gleichsam als Schuppen verwahrte Zapffen / in welchen länglichte Kern mit einem gelben Häutlein bedecket liegen.

Der Geschmack ist süß / und angenehm / einer fetten und öhlichten substanz, welche auch unter dem Nahmen der Pinigen wohl bekandt sind.

Diesen Baum trifft man in Italien / um Ravenna wie auch an vielen andern Orten öffters an / sonderlich aber wird er daselbst in den Garten erzielet / allwo er am besten fortkommet / wie VIRGILIUS bezeuget Ecl. 7.

Fraxinus in Sylvis, pulcerrima Pinus in hortis.

Er wächset auch in Franckreich in der Gegend der Stadt Marseille, in Spanien / wie auch in denen gegen Aufgang liegenden Provinzen. Daß dieser Baum der Cybele, der Mutter der Götter der Pani vor dessen gewiedmet gewesen / maßen er selbst von solchen Kräntze soll getragen haben / auch dessen Altäre mit Zweigen davon geschmücket worden / achten wir davon viel Zeugnüße anzuführen / allhier unnöthig / man besehe hiervon des Ursini Arboretum Bibl. Sect. 2. c. 7. p. 124.

Sonsten siehet er der wilden Kiefer sehr gleich und ähnlich /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/292&oldid=- (Version vom 20.8.2021)