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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Meuler eingesetzet / und zu Kohlen gebrannt / da denn im ersten Behen das Theer heraus läufft / welches unten in einem von Leimen gemachten Kessel aufgefangen wird.

Man hat auch eine andere Art von Theer machen / da nehmlich das Holtz in einer Grube oder Theer-Oefen verbrennet wird / und unweit in einem Loche das Theer sich sammelt.

Nunmehr aber wird das Theer hier am meisten Orten nicht mehr aus Stamm-Holtz wie bißhero / sondern nur aus den Stöcken und Wurtzeln von Kiefern zu machen vergönnet / und jenes also verschonet / welches sonsten sehr viel Kühn-Oel / Theer / und letzlich schwartz Pech / giebet / sonderlich das innere fette Holtz / wenn das äuserliche weise nebst der Schale davon gethan wird.

Aus Kiefern Holtz werden auch Spähne zum Leuchten und Brennen gemacht / welche wenn es zuvor in Wasser geröstet / sehr rethsam brennet.

§. 21. Gegen den Frühling / so bald die grösten Fröste vorbey / oder annoch im Herbst / so sammlet man die Kiefern Zapffen oder Aepffel / bringet den Saamen / gleichwie bey dem andern Zapffen gemeldet worden / davon / welcher auch in säen eben so tractiret wird / wie der von Fichten oder Tannen.

Wo man dazu aufackern will, soll es gantz seuchte seyn, und das unter- oder einegen wegbleiben.

Denn dieses dienet nichts / sondern es ist gnug / wenn die Körnlein nur die Erde erreichen.

Es ist aber solch auffackern gar vorträglich / denn sonsten in ungeackerten Boden der Saame von Moos / Rasen und alten Graß verhindert werden kan.

Wenn selbiger bey guter Witterung gesammlet / und für Winters gesäet werden mag / ziehet er die Winter-Feuchte an sich / und wird dadurch zum Auskeimen und Aufgehen desto mehr aptiret.

Sonsten ist annoch zu erinnern / daß das Kiefern-Holtz / so umgebrochen / so geschwinde und leichtlich nicht verstocket oder verfaulet / als das Fichtene und Tännene / dahero es wohl zu gebrauchen.

Sonderlich aber dienet auch dieser Baum / wenn er gnüglich ausgewachsen / und einen rechten und vollkommenen Schafft und Stamm hat / zu Mast-Bäumen / weil er ein feste und in einander verwimmertes Holtz hat / auch wegen des vielen Hartzes / dem Wetter / Näße und Fäulung wiederstehet[WS 1] / deswegen solche fast mehr als die Tanne hierbey zu aestimiren.

§. 22. Daß der Fichten-Baum des Theophrasti Abies mascula sey / ist nunmehro unstreitig.

Er wächset gerade auf / und stehet gerne auf Gebürgen / die Rinde ist röthlicht / aber bey weiten nicht so spröde und brüchlich / als die an der Tanne / sondern zäh und leicht zubiegen / welche von dem Gerber das Leder damit gar zu machen gebrauchet wird / wiewohl man jetzo auch die Rinden von Eichen hierzu nimmet.

Die Aeste sind denen Tännenen gleich / an deren Enden die langen Saamen Zapffen und zwar gantz unter

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wtederstehet
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/294&oldid=- (Version vom 20.8.2021)