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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Wäldern soll derselbe sonderlich wachsen / von welchen auch der große und weise Schwamm / so sehr in der Medicin gebräuchlich ist / über Anchangel in Teutschland gebracht wird.

Es werden auch solche Bäume hin und wieder in Teutschland angetroffen / sonderlich in Nürnberger Wald D. Sebaldi bey Maltershoff.

So wächset er auch in Schlesien / wie SCHWENCKFELDIUS destirp. Silesiae schreibet / derohalben er auch desto leichter noch weiter könte verpflantzet und gemeiner gemacht werden.

Welches durch den Saamen geschiehet so in Herbst reif und zeitig ist.

Die hiervon aufgegangene Bäumlein aber lassen sich nicht gerne versetzen und bekommen gar selten / sondern wollen wie andere Hartz-Bäume gerne an ihrer ersten Stelle verbleiben / jedoch wenn das Versetzen mit guter Behutsamkeit geschicht / und das Stämmlein nicht allzu sehr beschädiget wird / so lässet es sich gar leichtlich practiciren.

Im übrigen wäre zu wüntschen daß obgedachte 2. Arten des Tangel-Holtzes / nehmlich der Eiben- und Lerchen-Baum / in hiesigen Landen gesäet / und gepflantzet werden möchten / davon die Nachkommen / gewiß grossen Nutzen zugewarten haben würden.

§. 29. Der Wacholder als ein auch bey uns wohlbekandt Gewächse / lateinisch Juniperus genannt / gehöret ebenfalls in diese Classe mit / weil er seine Nadeln Winter und Sommer über behält / und stetig grüne bleibet.

Es sind aber dessen zweyerley Arten.

Die eine wächset zu einem ziemlichen Stamm / die andere aber bleibet ein niedriger Busch oder Staude / und kan beydes gar wohl von Saamen aufgebracht werden.

Derselbe gehet innerhalb 8. Wochen auf / und darf man den Boden weder wässern noch düngen.

Wenn man die Wacholder Staude zu einem Baum ziehen will / muß man sie von unten ausschneideln.

Dergleichen in die Höhe gezogene Bäume in Lande hin und wieder so ziemlich dicke / und zu 12. 15. und mehr Ellen hoch sind.

Sonsten ist die gemeine opinion, daß dieser Baum männliches und weibliches Geschlechts sey / und daß wenn einer von den erstern alleine stehe / so soll er keine Beere herfür bringen / so bald er aber zu einen Stamm weibliches Geschlechts gepflantzet wird / sollen sie alle beyde alsdenn sehr wohl tragen / und werden also die so männliches Geschlechts sind / auch fruchtbar / welche Meynung man an seinen Ort gestellet seyn lässet / denn das gewisse experiment hievon zu machen / etwas schwehr fallen dürffte.

§. 30. Der Wacholder hat an statt der Blüthe / kleine gelblichte Zäpflein / darauf folgen grüne Beerlein / welche hernach blaulicht / röthlich und endlich schwartz werden.

So niederträchtig und geringe aber die Wacholder ist / giebt sie doch den höchsten und ansehnlichsten Bäumen nichts zuvor / ihres vortrefflichen Nutzens halber in Stärck- und Erhaltung der menschlichen Gesundheit / sonderlich

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/298&oldid=- (Version vom 20.8.2021)