Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/306

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

v. 6. Und ist auch vermuthlich / daß unter derselbigen der Prophet / so gen Bethel den Abgöttischen König JEROBEAM zu straffen / von GOtt abgeschickt / und durch einen andern Weg wieder umzukehren befehliget gewesen / sich nieder gesetzet / 1. Reg. 13. v. 14. Nun sind von des Abrahams Ankunfft in Canaan biß auf den Todt Josuae 500. Jahr; biß auf die Crönung Abimelech 700. und wenn wir den Jerobeam hierzu nehmen / wird sich die Zeit wohl auf 1000. Jahr belauffen.

Unter denen Bäumen in Häyn Mambre, wo oben gedachter Abraham seine Wohnung anderweit aufgeschlagen / ist auch gewesen eine sonderbahre große Eiche / welche durch die Erscheinung des Sohns GOttes berühmt gemacht worden / Gen. 18. v. 1. von dieser schreibet SOZOMENUS Hist. Eccl. lib. 2. c. 3. daß sie noch bey Käyser CONSTANTINI M. Zeiten gestanden / und dahin viel reisens gewesen / auch ein jährlich Fest dabey gehalten / worden / deren auch ADRICHOMIUS gedencket in der Beschreibung des heiligen Landes / davon URSINUS in Arboreto Biblico Sect. 2. c. 14. p. 216. 217. zulesen.

Diese Bäume mögen wohl vor eine herrliche Antiquität passiren.

§. 11. Nicht allein aber sind die Eichen wegen ihrer Dauerhafftigkeit / ungeheuren Dicke Größe / und ungemeinen Alters zu verwundern sondern auch wegen des vortrefflichen Nutzens den man so wohl von denen Früchten / als dem Holtze zu genießen hat / billig zu aestimiren.

Denn an selbigen befinden sich erstlich die Gall-Aepffel / welche unterschiedener Art sind / als gantze / löcherichte / weise / schwartze / groß und kleine / davon beym PLINIO lib. 16. c. 7. & l. 24. c. 4. zulesen; ob sie nun zwar bey uns wohl schwerlich zum Reifthum kommen / so bringen sie doch in wärmern Ländern / wo sie zeitig werden / großen Nutzen / indem wie oben schon gedacht / ein starcker Handel damit getrieben wird.

Sie sind ein vornehmes Stück des allernützlichsten und unentbehrlichsten Dinges / nehmlich der Dinten / welcher man nicht wohl einen Tag entrathen kan; sie dienen zur Färberey / und werden auch in der Artzney gebrauchet / indem sie nach Dioscoridis und Galeni Zeugniß das Blut stillen / und die fluxiones oder Flüße drucknen.

Wobey dieses zu erinnern / wie bey etlichen zwar gebräuchlich / daß sie unterschiedene Arten Bäume / sonderlich Frucht tragende mit einem Bohrer durch / oder ein Loch darein bohren und von allerhand Mineralien / als vom Schwefel / Victriol, Mercurio, Alaun und dergleichen hinein thun / in Meynung / es solle zur Fruchtbarkeit und Güte der Früchte etwas beytragen / und sonderlich bey den Eich-Bäumen mehr Gall-Aepffel herfür bringen / scheinet aber / daß es ein ausführlich und besser experiment erfordere / indem man hier zu Lande noch keine gewisse Nachricht davon erlangen können.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/306&oldid=- (Version vom 20.8.2021)