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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 12. An statt der Gall-Aepffel / die hiesiger Lande nicht wohl reiffen / haben wir einen andern Nutzen von den Eichen / gestalt sie mit ihren Eicheln oder Eckern / zur Mast dienen / welche so wohl wilden als zahmen Schweinen wohl zu statten kommen. Denn wo es Eich- und Buchwälder giebt / werden derer Schweine viel 1000. in solche getrieben und eine zeitlang darinnen der Mast zu genießen / gelassen / da sie denn nicht allein fett / sondern auch ein wohlgeschmackt Fleisch und Speck bekommen / auch von dar an andere Oerter mit großen Nutz vertrieben und verhandelt werden. Ja bey manchen Gütern ist es die beste Nahrung / indem man nicht einen Thlr. darauf verwenden darff / so bey den andern Nutzungen nicht ist.

Allein was wollen wir von Viehe sagen / indem die Menschen selber vor Zeiten sich der Eicheln zur Speise bedienet / wie der Poët schreibet:

Arboreos foetus, montanaque fraga legebant,
Et qua deciderant patula Jovis arbore glandes.

wiewohl nach ARNOBII Bericht sie dieselbigen nicht also roh / sondern in heisser Asche gebraten / gegessen haben.

Ja / wie PLINIUS schreibet / so sind die Eicheln von der Ilice oder Steineiche / weil sie einen weißern Kern innewendig haben / und eines nicht unangenehmen Schmackes sind / von den Spaniern nach der Mahlzeit vor Confect aufgetragen worden / werden auch heute zu Tage zu Salmantica und andern Orten in Spanien auf dem Marckte verkaufft und sind nicht weniger beliebet / als bey uns die Castanien und Haselnüsse.

CLUSIUS in Hispania lib. 1. c. 5.

Im Fall der Hungers-Noth wird aus Eicheln und Eckern Brodt gebacken / und aus diesen sonst Oel geschlagen.

Es thun aber nicht allein die frischen und gesunden Eich-Bäume in Herfürbringung der Eicheln das Ihrige / sondern auch diejenige / so zwar hohl / aber sonst keine geschickte Aeste haben, tragen so wohl / ja offt mehr Mast als die gantzen / und vollkommensten. Um St. Georgen-Tag schiessen gelbe fäßerige lange Zäpfflein mit dem Laub herfür / darauf folgen kleine purpur-rothe fäßigte Blümlein auf Stielen / daraus wachsen die Eicheln sollen theils an denen äusersten Aestlein eine weiße theils aber eine röthlichte Rinde haben / auch dieses mit kleinen Blättern und Eicheln begabet seyn.

§. 13. An der kurtz vorher gedachten Stein-Eiche oder Ilice wachsen auch die Scharlach-Beere / und soll man dergleichen in Franckreich / in Böhmen / wie auch in Polen finden / darinnen die Scharlach Würmlein / mit deren Blut oder Safft der köstliche Scharlach gefärbet wird / wachsen.

Es wird auch von diesen die berühmte confectio Alkermes bereitet.

Diese Art der Eiche ist etwas niedrig / wäre aber wohl werth / daß man dergleichen / wo es

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/307&oldid=- (Version vom 20.8.2021)