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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schiffe kan man auf die See kommen / aber wohl mit einem eichenen die gantze Welt durch und umfahren / mithin alle Schätze und Reichthümer derselben zusammen bringen / derowegen die Länder an Seen / oder die an grossen Strömen und Flüssen liegen / vor dessen Wachsthum und Pflantzung wohl zu sorgen haben / indem ihre Wohlfarth meist darauf beruhet.

Nichts minder ist solcher Baum auf festen Lande zu Wasser-Brücken Mühlen-Bau etc. höchst nöthig / also dessen Aufkommen best-möglichst zu befördern / und alle Beschädigung sorgfältig zu verhüten / sonderlich die so hiesiger Landen an denen jungen Pflantzen durch das Vieh geschiehet als welches dieselben durchgehends nicht auf kommen lässet / sondern insgesammt abbeisset und abfretzet / wie wir leider! dessen viel Exempel haben / da zwar ziemliche quantität von alten Eichen in Wäldern anzutreffen / aber hingegen gar keine junge Eichlein zusehen sind.

Ferner / wenn man in Wasser und nassen Orten Gebäude führen soll / so ist kein bequemer Holtz als dieses. Denn wenn es lang in Wasser lieget / lässet sichs ansehen und poliren / wie Eben-Holtz.

Ingleichen wo Wein-Bau getrieben wird / da ist die Eiche auch nicht wohl zu entrathen / und sehr nöthig zu Gefässen / Kelter / Pressen und dergleichen: zu Wein-Pfählen ist es unter allen Holtz am tüchtigsten / dann die Spitzen so in der Erde stecken / faulen nicht so leichtlich / als von andern Holtze / kan auch alles knotigte und knorrigte darzu gebraucht werden.

In Summa es dienet das Eichene Holtz zu allerley Hauß-Geräthe / Tischen / Stühlen / Bettstatten / Achsen an den Wagen / Pflug-Geräthe / und so fort / ja es ist auch die Wurtzel und Stock hiervon zu allerley Tischer- und Drechßeler-Arbeit gut und nützlich.

§. 18. Es werden auch die Späne von Eichen-Holtz bey der Färberey gebraucht / und zwar ist das beste hierzu / welches zwischen Ostern und S. Johannis gefället wird / weil zu der Zeit der meiste Safft drinnen befindlich / so alsdenn die Farbe mittheilet.

Das Eichen-Holtz giebt ein gut Schlag-Holtz / und kan in 12. oder 14. Jahren / ob gleich der Boden nicht allzu gut / und nur ein wenig treibet / abgeholtzet werden.

Wenn aber grosse Eichen gefället werden / so muß man wohl auf diejenigen Obacht haben / die gute Mast tragen / indem manche hiervon mehr als sonsten drey oder vier andere bringen / und solche in Abhauen fürnehmlich schonen und hegen. So ist auch zum wenigsten der Schatten von diesem Baume denen darunter schlaffenden / auch denen Krancken / so von Schlag getroffen / gesund / da hingegen der Welsche Nuß-Baum-Schatten sehr schädlich fället.

§. 19. Sonsten kan der Eichen-Baum wohl ein Prophet / und weißsagender Baum genennet werden / weil man aus denen darauf

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/310&oldid=- (Version vom 20.8.2021)