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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wachsenden Gall-Aepffeln etzlicher maßen künfftige Dinge abnehmen kan.

In denen gantzen oder nicht durchlöcherten finden sich Thierlein nach dem Unterscheid des Jahres oder der Lufft / entweder eine Fliege / ein Würmlein / oder eine Spinne.

Wenn eine Fliege angetroffen wird / hält man es vor ein Zeichen des Krieges; wenn ein Würmlein darinnen kriechet / soll es Theuerung bedeuten; die Spinne aber soll auf ungesunde Zeit und Pestilentz zielen / wie MATTHIOLUS schreibet. Die Ursachen solcher Vorbedeutungen untersuchet PEUCERUS de Divinationibus.

§. 20. Wenn denn nun die Eiche ein recht ansehnlicher / dauerhaffter und sehr nützlicher Baum ist / was ist denn wunder / daß selbiger von langen Jahren her in grossen Ehren gehalten worden.

Wir wollen hier nicht wiederholen / was aus Heil. Schrifft hievon oben angeführet ist / sondern was anderweit denckwürdig / mit kurtzen berühren.

Es war vor Zeiten die Eiche dem Jupiter gewidmet / daher sie auch sacra Jovis Arbor genennet worden.

Sie war bey denen alten Celten, denen Gallis und Teutschen in sehr grossen Ansehen / und haben die Druiden, so derer Gallier Priester und sonst hochgeehrte Leute gewesen / fast nichts heiligers gehalten / als den Mistel / sonderlich / der auf der Hag-Eichen gewachsen / dergestalt / daß sie keinen Gottes-Dienst verrichtet / ohne dieses Reiser und Laub.

Denn alles / was auf solchen Bäumen frembdes wächset / das hielten sie vom Himmel gegeben / und für ein Zeichen / eines von GOtt selbsten erwehlten Baums / den sie auf ihre Sprache Allheit nenneten.

Dahero so wurde solcher Mistel nicht anders als mit grossen ceremonien und wenn die Opffer bereitet / abgenommen.

Der Priester / so weiß angethan / stieg auf den Baum und schnitte mit einem güldenen krummen Messer den Mistel ab / daß er auf ein schneeweises Kleid fiel / alsdenn wurden zwey weiße Ochsen geopffert.

Sie glaubeten anbey / daß wenn unfruchtbare über solchen Mistel trincken sie fruchtbar werden solten.

PLINIUS lib. 16. c. 44. Man kan auch hier nachschlagen CLUVERIUM in Germania Antiqua, & SCHEDIUM de Diis[WS 1] Germanorum Syngram. v. cap. 1. und andere.

Auf jetztgedachter Eichen-Mistel wachsen gelbe Beere / aus welchen man den Vogel-Leim zurichtet / worzu man besagten Mistel im Herbst mit langen Stangen abbricht / denn er sitzet gar nicht fest / und ist so gebrechlich / daß so bald man mit der Stangen nur ein wenig daran stösset, selbiger alsofort herunter fällt.

Von demselben klaubet man die Beere zusammen, lässet sie mit Lauge oder nur mit Wasser sieden / und thut hernach Asche darzu.

Indem es siedet / rühret man es allewege / biß alles Wasser oder Lauge eingesotten / so hält sich die materie gantz zeh beysammen, hierauf wird sie mit frischen Wasser wohl ausgewaschen /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Düs
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/311&oldid=- (Version vom 20.8.2021)