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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nicht leiden können / und saget man / wenn dieser Baum an einen Ort gesetzet werde / wo zuvor ein Eich-Baum gestanden / so verdorre er ohnfehlbar / daher ein alt Sprichwort entsprungen:

Der Nuß-Baum und die Eichen /
Sich nicht können vergleichen.

§. 23. Nechst der Eiche ist die Buche / ein in diesem Lande wohlbekandter Baum / welcher nicht allein ziemlich hoch wächset / sondern auch seine wohlbelaubte Zweige weit ausbreitet / und einen angenehmen Schatten verursachet / derohalben auch bey denen Alten die Hirten unter den anmuthigen Schatten derselben mit ihren Heerden zu ruhen und ein lustiges Wald-Liedlein anzustimmen pflegen / wie aus der ersten Ecloga des Virgilii zusehen / in welcher der durch den Krieg aus seinen Vaterlande vertriebene Melibeus den Tityrum also anredet:

Tityre tu patulae recubans sub tegmine fagi
Sylvestrem tenui Musam meditaris avena.
Nos patriae fines & dulcia linquimus arva,
Nos patriam fugimus, tu Tityre lentus in umbra
Formosam resonare doces Amaryllida[WS 1] Sylvas.

D. i. Du lieber Tityre liegst unter einer großen schattigten Buche und machst dich mit deiner Pfeiffe lustig; Ich aber habe alle das meinige verlassen: ich lauffe nun im Lande rumb / du aber bist ruhig / setzest dich im Schatten und machst dir eine Freude / wenn du von deiner schönen Amaryllis singst und ihren Nahmen aus dem Walde wiederschallen hörest. Man zehlet aber in diesem Lande dreyerley Arten Buchen / nehmlich die Roth-Buche dann die Weiße und drittens die Häyn- oder Stein-Buche. Die erste hat etwas röthlich Holtz / die andere etwas weißlichtes und beyde geben ein sonderlich gut Brenn-Holtz / tragen auch viel Bucheckern / und haben ein fein fettes glattes Laub.

Die Häyn-Buche hat ebenfalls weises Holtz ist sehr fest und dauerhafft / trägt aber dagegen weiches und gekerbtes Laub / und in einer Hülse eingefasten Saamen / so wie eine ziemliche Traube beysammen henget.

Die Holtz-Verständigen wollen zwar auch hierinnen einen Unterschied zwischen der Roth und Weiß-Buche machen / daß diese zarter Laub / als jene habe; alleine es rühret meist von der Güte des Bodens her / worauf der Baum stehet / daß einer weißeres Holtz / und zarteres Laub als der andere träget / und dahero ist unter beyden Gattungen eine schlechte differenz. Beede wachsen geschwinder / als die Stein- oder Häyn-Buche / haben aber ein sprötes und leicht zerspringendes / die Häyn-Buche hergegen ein hartes zaches und festes Holtz.

§. 24. Die Buchen wachsen auf allen Boden / auch in steinigten / aber wo sie ein gut Land antreffen / so werden schöne

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Amaryl I id a
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/313&oldid=- (Version vom 20.8.2021)