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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schweine muthig / das Fleisch kochbar / leicht / und vor dem Magen gesund mache.

§. 27. Aus dem Büchen-Holtz hat man auch Gefässe geschnitzt / die bey denen Opffern vorzeiten / wie auch zum täglichen Trincken gebraucht worden.

Dahero Menalcas bey dem Virgilio Ecl. 3. sein Trinck-Geschirr hoch schätzet / welches ihm der künstliche Alcimedon aus diesem Holtz geschnitten / wenn er saget:

Verum id, quod multo tute ipse fatebere majus,
(Insanire libet quoniam tibi) pocula ponam
Fagina, coelatum divini opus Alcimedontis.

Solcher Becher / wie nicht weniger der Buch-Eckern gedencken die Poëten / wenn sie die Glückseeligkeit der uhralten vergnüglichen und ruhigen Zeiten vorstellen wollen:

Tibull. lib. 1. Eleg. 10. singet also:

Nec bella fuerunt
Faginus adstabat cum scyphus ante dapes.

D. i. es war kein Krieg / da man bey denen köstlichen Mahlzeiten büchene Trinck-Geschirre brauchte.

Und Seneca in Octavia:

Pectora pauper secura gerit,
Tenet e patula pocula fago

oder: Der Arme darff sich vor keiner Nachstellung besorgen. Denn sein Gold und Silber bestehet in einen büchenen Becher.

So sind auch von der Vortrefflichkeit der ersten Kirchen die Worte des BONIFACII wohl bekannt: Calices erant lignei & sacerdotes aurei; nunc contra lignei Sacerdotes, calices aurei.

Die Kelche waren höltzern und die Priester gülden; jetzo aber sind die Kelche gülden und die Priester höltzern.

§. 28. Auf eben dieses Baumes Rinde haben gedachte Poëten ihre verse einzuschneiden pflegen / massen bey dem Virgilio Ecl. 5 Mopsus spricht.

Imo in hac viridi nuper quae cortice fagi
Carmina descripsi, & modulans alterna notavi
Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas.

Vornehmlich aber haben die Verliebten die Nahmen ihrer Liebsten in solche Rinden einzugraben gepflogen / welches VIRGILIUS nennet

teneris incidere Amores
Arboribus cum voto: Crescent illae, crescetis Amores:

D. i. seine Liebes-Grillen auf die jungen Bäume schreiben mit den Wunsche daß gleich wie diese / also auch die Liebe wachsen und zunehmen solle / wie ferner aus dem PROPERTIO lib. 1. Eleg. 23. zu sehen:

Vos eritis testes, si quos habet Arbor Amores,
Fagus, & Arcadio pinus amata Deo.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/315&oldid=- (Version vom 20.8.2021)