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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

vorher ein Schiff mißet die Buchen und Ulm-Bäume ab / und gebrauchet das Holtz zu allerhand Nothdurfft.

§. 30. Es giebt sonsten die Buche auch ein sehr gut lebendig oder Schlag-Holtz, denn es schläget auf den Stock oder Wurtzel wieder aus / wenn es abgehauen worden: die Roth-Buche wächset zwar geschwinder als die Häyn- oder Stein-Buche / hergegen will sie auch beßern Boden als die andere haben.

Das Holtz giebt hiernechst die beste Asche / sonderlich zum Potasch-Sieden / so ist es auch eines von dem besten Brenn-Holtze / denn es grosse Hitze giebet / so gar, daß es auch gar leicht die eisernen Ofen zersprenget / und weil es im Brennen nicht so um sich sprützet / als das weiche Holtz / so ist es auch gut zum Kochen / denn es fallen nicht so leicht Kohlen in die Speise / als von diesen.

Die Kohle ist sehr hart / wenn solche unter andere Kohlen vermenget / thut sie das ihre in Metall-Schmeltzen / alleine aber / kan sie bey der so genannten rohen Arbeit gar nützlich gebrauchet werden.

Eben diese Kohle / wenn sie auf Holtz oder andere materie fället / so entzündet sie nicht / und ist also kein Feuer-Schade dabey zubefahren.

§. 31. Aus denen Buchen sind sonsten dünne Bretlein oder- Täfelein geschliessen und geschnitten / deren viel zusammen gebunden / darauf eine Meynung geschrieben / mit dem Petschafft versiegelt / und durch einen Bothen in die Ferne getragen worden / dahero derselbe den Nahmen Tabellarius oder Tafel-Träger bekommen / auch der teutsche Nahme ein Buch entstanden.

Zu Constantinopel soll meistens Büchen-Holtz gebrennet werden / und eine Last / so viel als ein Pferd tragen kan / einen halben Thlr. gelten.

Es wird schließlich auch die Buche / so dem Jovi vor dessen geheiliget gewesen / sehr alt / wie der Poet saget:

Veteris jam fracta cacumina fagi.

und vergleicht der Poet Persius mit derselben einen alten und von Zipperlein wohlgeplagten Greisen wenn er saget:

Cui lapidosa chiragra
Fugerit articulos veteris ramalia fagi.

§. 32. Die Häyn-Buche träget keine Eckern / sondern Saamen wie die Asche und Ahorn.

Es erzeigen sich bey selbiger im Anfange des Fühlings an den Aesten kleine blätterichte ablänglichte Zäpflein, so dichte mit langen zugespitzten weiß-grünlichten Blättern umgeben; der Saamen aber hanget zwischen vielen dicht ineinander stehenden Blättern träublicht in pyramidal-form. Die Rinde soll auch ein Pech geben. Sonsten gedeihet sie zu einem ziemlichen Stamm / sonderlich wenn sie in der Enge zwischen andern Bäumen stehet / so wächset sie gerade in die Höhe / da sie aber in freyen ist / breitet sie sich aus / wird kurtz und dicke. Insgemein wächset sie bis ins 30.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/317&oldid=- (Version vom 20.8.2021)