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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

oder 40. Jahr ziemlich geschwindt daher / hernach aber gar sparsam.

Zu Schlag- und Unter-Holtz zu ziehen / ist sie sehr dienlich / denn sie wirfft viel Sommerlatten / und schlägt hin und wieder auf der Wurtzel aus / und weil sie auch viel Saamen trägt der leichtlich aufgehet / so ist fast kein Holtz zufinden so leichter aufzubringen / und von welchem der Wiederwachs schleuniger zu erlangen wäre / als dieses.

§. 33. Zu denen Eicheln und Eckern tragenden Bäumen fügen wir billich auch den Castanien-Baum / weil dessen Frucht auch glans oder Balanus genennet wird.

Dieser Baum wächset in Italien / Franckreich, Engelland / Niederland / Ungarn / wie auch in Teutschland an Rheinstrom und gegen den Gräntzen des Welschlandes / in Herzogthum Cräyn in großer Menge / und sind theils Orten ziemliche Wälder damit besetzet / zu großen Nutzen der Besitzer / so gleichsam hievon eine zwiefache Ernde haben für Menschen und Viehe zu gebrauchen / wie denn auch in Meißner-Land hin und wieder etliche dergleichen Bäume zufinden / auch theils Orten kleine Wäldlein seyn / denn man davor hält / daß wenn sie nicht allein / sondern etliche beysammen stehen / sie beßer ins Holtz und Früchte treiben / dahero zu bedauren / daß man in Pflantzung solcher nutzbaren Bäume nicht besser fortgefahren / indem man siehet / daß die jenigen / so hierzu Lande gepflantzet werden / die Lufft / Kälte und Frost wohl vertragen / und des Climatis gewohnen / ob sie gleich nicht so große Früchte bringen / als in warmen Ländern. Jedoch muß man sie dem Nordwinde nicht allzu sehr entgegen setzen. Den Nahmen führet dieser Baum von Castano einer Stadt in Magnesia oder wie etliche wollen / in Apulia, nicht weit von Tarento; nicht aber von castitate, weil Plinius die Castanien den Fasten der Weiber zueignet / lib. 15. c. 23. denn ihre Würckung ein anders ausweiset.

Sie werden auch genennet Sardianae nuces, und soll sie Jul. Caesar von Sardis zu erst in Italien bracht haben / von dannen sie in andere Provinzien kommen und könten also nach diesen Exempel gar wohl in unsern Ländern in Menge erzielet werden.

Denn es kan wie schon gedacht / dieser Baum die kalte Lufft und Gegend ziemlich vertragen / jedoch verschmähet er gelinde und laulichte auch nicht.

§. 34. Uberdieß liebt er auch allerhand Grund / sonderlich wenn er gemischet ist / jedoch ist ihm der gute Boden auch am annehmlichsten / nicht zu feuchte nicht zu trocken / aber im Sande will er nicht fort / wie auch der kalte leimichte Boden ihm nicht anständig ist / verträgt aber die Düngung gar gerne.

Er wächset auch besser auf bergichten und nicht gar zu ebenen und schattichten Orten / als auf gantz ebenen Felde / und wo die Sonne sehr anfället.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/318&oldid=- (Version vom 20.8.2021)