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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

müglich fortgepflantzet und anbracht werden möchte.

Sonsten wird auch der gemeinen Linde / der Nahme Graß-Linde zugeleget.

§. 11. Der Ahorn-Baum / welchen man insgemein den schönen Ahorn nennet / und von Homero mit diesem Nahmen beehret wird / heißet in Lateinischen Platanus, entweder von der Breite der Blätter / oder dieweil der Baum selber sich sehr weit ausbreitet; ist ein recht schöner Baum / hat schönes Laub / fast wie die Wein-Rebe oder Weinstock / aber größer und stärcker / wächset schnell / sonderlich in guter luckerer Erden / an Hügeln und Thämmen / da er die Wurtzel wohl einwerffen kan.

Er bekommt einen schönen Schafft / hat eine anmuthigen gelbige und weißliche Rinde / glatt und sauber.

Dieser Baum ist nach Plinii Bericht / wegen seines anmuthigen Schattens erst über das Jonische Meer in der Insul Diomedis, ferner in Sicilien und Italien überbracht worden. Anietzo findet man solchen durch gantz Teutschland / und in hiesigen Landen / auch in ziemlicher Menge in Wäldern und in Höltzern / welcher dahero ebener Gestalt ein wilder oder Wald-Baum zu nennen.

§. 12. Es wollen etliche die Ahorn in zwey Arten abtheilen / nehmlich die große und kleine; aber nachdem sie auf guten Boden stehen / wachsen sie auch wohl / und wird ein geringer Unterscheid darunter seyn; weswegen auch weil sie von ihrem eigenen Saamen wachsen / soll man bey Pflantzung derselben guten Grund erwehlen. Der Saame der kleinen Ahorn hat niedergebogene Flügel / jener aber der größern strecket selbige seitwerts.

In Teutschland findet man gar gute Arten hiervon und besser als in andern Ländern; wiewohl in Virginia ebenfalls wunderschöne Gattungen seyn sollen. Dieser Baum wächset auch gern an dem Wasser / wie Apulejus schreibet lib. 1. Metan. Haud ita longe radices platani lenis fluvius, in speciem placidae paludis, ibat ignavus, argento vel vitro aemulus in colorem.

Und gedencket Plinius einer Ahorn in Lyceo zu Athen, so neben der Wasserleitung her ihre Wurtzel auf drey und dreyßig Ellen lang getrieben / oder wie seine Worte lauten in dodrantes fere centum progressa esse fertur. Es ist auch selbige in den grösten und dickesten Wäldern unter den Tannen / Fichten / Buchen und andern Bäumen vermischt zu befinden und wenn sie dichte unter andern Bäumen stehen wirfft sie nicht viel Aeste aus / sondern wächset gerade in die Höhe / und erlanget einen schöne Schafft.

Wie nun die Natur diesen Baum an besagte Oerter anweißet / also hat der menschliche Fleiß ihm noch vielmehr eingeräumet / denn er nicht allein in Gärten / sondern auch in den Gängen / an den Häusern und auf den Gassen hin und wieder gepflantzet wird.

Ja man hat aus diesen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/337&oldid=- (Version vom 20.8.2021)