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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

zu erlegen / sich nicht geweigert / wie aus dem Plinio am angeführten Orte erscheinet.

Merckwürdig ist / was von dem mächtigen König in Persien Herodotus I. 7. und Aelianus var. histor. I. 2. c. 14. erzehlen / daß er bey einem Feld-Zuge / als er einen schönen Ahorn-Baum angetroffen / sich nicht allein über dessen herrlichen Gestalt sehr verwundert / sondern auch alsobald das gantze Lager rings herum aufschlagen lassen / und des Schattens unter solchen Baum einen gantzen Tag über genossen; und als er fortgerücket / zum Gedächtnüß der empfundenen Anmuthigkeit und Ergetzung / an dessen Zweige viel güldene Armgeschmeide / Halß-Bänder / Ketten und dergleichen Kleynoden / nebenst vielen Adelichen Kriegs-Zeichen anhängen lassen / auch zu deren und des Baums Verwahrung eine Wache dahin gestellet.

Käyser Caligula, hat ein dergleichen hohlen Baum gehabt / so er sein Vogel-Nest geheißen / weil er darinnen gespeißet / und sich / und die seinigen gleich denen Vogeln gefretzet.

§. 15. Es ist aber dieser Baum nicht allein des Schattens halben zu aestimiren / denn damit wäre er nur ein Bild / derer betrüglichen und vergänglichen Welt-Güter / dahin man ziehen kan / das Emblema Camerarii:

Umbra tantum.
Umbram non fructum platanus dat; sic quoque multis
Vana alios specie lucdere saepe placet.

Sondern er recommendiret sich auch mit seinen vortrefflichen Holtze.

Denn dieses giebt den allerschönsten Flaser / so schön in einander gekräuselt und gedoppelt damasceniret / daß es mit Verwunderung anzusehen / wie die Natur hiermit spielet / derhalben es auch von etlichen der Pfauschwantz genennet wird.

Und dieser Flaser findet sich nicht nur allein in Stamm hin und wieder / sondern er wirfft auch große Knoten wie Beulen an Stamm aus / welche solches Flaser-Holtz in sich führen / so vorjetzo / sonderlich aber vor Alters sehr hoch gehalten worden.

Wie denn die Gelehrten glauben / daß der schöne Tisch / welchen Cicero gehabt / und auf 10000. Sestertien geschätzet worden / von solchem Holtze gewesen.

Weil auch der Stamm sehr starck wird / und große Klötzer giebet / so werden schöne Bretter daraus geschnitten und zu allerhand Haußrath / vornehmlich aber zu Tischen und Mandeln gebrauchet / welche schön und weis sind / auch sich allezeit glatt und sauber halten / als wenn sie poliret wären. An das Wetter oder an die Lufft zu bauen dienet dieses Holtz gar nicht / denn es faulet gleich / hingegen wenn es in trocknen bleibet / so ists ein unveränderliches und sehr dauerhafftes hartes festes Holtz; die Holtz-Hauer halten es sehr hoch / weil es unter allen die besten / und glättesten Keile zum Holtz spälten giebet.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/339&oldid=- (Version vom 20.8.2021)